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Meet the incredible super future girl

Das Einzelkind als Superheldin Foto von Ellen Coenders


Förderung des Humankapitals

Ein ganz besonderes Kind wurde geboren. Seine Eltern (Barbara Wurster, Thomas Klees) haben auf dem Sofa viele Strapazen auf sich genommen. Sogar die Lotterie des Lebens, ein Samenlotterie für das perfekte Kind, wurde bemüht. Mit dem Überraschungsei aus der Lostrommel kam die werdende Mama nach Hause. Dieses Kind sollte eine Heldin werden. Da sah auch der Headhunter (Andreas Torwesten) so, der fortan als Lebensberater immer mit guten Ratschlägen zu seinem Nutzen hinter diesem besonderen Kind und seinen Eltern stand. Denn in Zeiten, in denen die Selbstverwirklichung die Selbstreproduzierung in Vergessenheit geraten ließ, ist jedes Kind ein Humankapital, das dringend zum Erhalt der Gesellschaft benötigt wird. In Zeiten, in denen die Großmutter (Erla Prollius) mit 93 Jahren immer noch auf der Suche nach dem Kind in sich mit der Spielkonsole herumdaddelt, sind nicht nur die Renten gefährdet. Da muss aus jedem Nachwuchs ein Superheld werden. Kein Wunder dass dieses in jeder Hinsicht geförderte Kind den intellektuellen Diskurs mit Erwachsenen bald beherrscht und darin sogar seine Eltern überflügelt, aber keine Übung im Kontakt zu Gleichaltrigen bekommen wird.
Darstellerin Neele Pursch scheint ebenfalls ein besonderes Kind zu sein. Sie stand in Sachen Talent und Wortgewandtheit ihren erwachsenen Mitdarstellern in keiner Weise nach. Im bunten Comic-Ambiente der schönen neuen Welt wurde so Oliver Gorfs dritter Teil der Gerassic-Park-Trilogie zu einem intelligenten, hintergründigen Vergnügen. Hier stimmte unter der Regie von Gero Vierhuff einfach alles: die tollen Darsteller, das bunte Bühnenbild, die kreischende Kostüme, die reduzierte Ächsz-Seufz-Lach-Comic-Sprache und der hintersinnige Text.
Birgit Schmalmack vom 20.11.11