Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Musikhochsc
Geld ist geil
Die Stadt Mahagonny, von Geldgierigen in der Wüste erschaffen, dem Spiel, Geld und dem Vergnügen gewidmet, erinnert nicht nur von ungefähr dem Setting von Las Vegas. Der gewundene Bühnenlaufsteg führt mitten hinein in das Autobahnnetz einer Megacity. Hier regieren der große Konsum und der Kapitalismus pur. Auf Armut steht die Todesstrafe. Das muss auch der Holzfäller Paul Ackermann erfahren. Er hat sich mit drei Kumpels auf den Weg nach Vergnügen, Glück und Entspannung gemacht. Ausgenommen wie die Weihnachtsgänse wird das nur einer von ihnen überleben. Paul selbst wird zum Schluss der Prozess gemacht: Nachdem er sich einem ausführlichen Suffgelage hingegeben hat, konnte er die Zeche nicht mehr bezahlen. Doch auf die Pleite steht in Mahagonny der Tod. Da ist Pauls Hoffnung auf die Gutherzigkeit seiner Geliebten, seiner Freunde und zuletzt auf Gott vergeblich. Keiner wird ihm helfen.
Regisseur Florian-Malte Leibrecht hat aus der bitterbösen Satire von Brecht und Weill auf die Zustände kapitalistischer Staaten im Forum der Musikhochschule eine comicbunte Revue der Ideen gemacht. Die Mitglieder des schwulen Männerchors tritt mal als Gays in bauchfreien Tops, mal als Boxer und mal als Köche ohne Slips unter der Schürze auf. Auch die Kumpanen von Paul mutieren in Mahagonny zu Popstars erster Güte. Die leichten Mädchen, die in Mahagonny Geld mit der Erfüllung der Männerwünsche verdienen, wickeln sich bei Bedarf auf den Laufstegen um die Pin-Up-Stange. Das Orchester sitzt auf der Bühne, hinter ihnen wird das Haifischbecken des Kapitals sichtbar.
„Du darfst“ ist hier nicht das Motto einer Diät-Lebensmittel-Serie sondern einer ganzen Stadt. Hier darf man alles, nur nicht arm werden. Dann wird man gnadenlos aussortiert.
Die Stadt wähnte sich unverwundbar, nachdem der Hurrican einen Bogen um sie gemacht hat. Doch zum Schluss hat nicht der Taifun sondern der Hochmut ihrer Bewohner sie untergehen lassen. Diesen Fall hat nur die Musik überlebt: Als dieses berichtet wird, sind nur die Musiker noch on stage. Eine ausgefeilte Arbeit des jungen Regisseurs, die vor Überraschungen und Ideen so überquoll, dass sie auf der Bühne nicht mehr ausreichend Platz fand und den Zuschauerraum gleich mit bespielte.
Birgit Schmalmack vom 5.6.12
Zur Kritik von
abendblatt |
godot |