Zur Kritik von
suite101 |
Welt |
Abendblatt |
Zweimal lebenslänglich
Ich hoffe
Wie kann ein Mensch unter widrigsten Umständen seine Würde behalten? Andi (Tommaso Cacciapuoti) muss sich dieser Frage praktisch stellen. Der Banker ist unschuldig im Gefängnis gelandet. Seine nächsten Jahre muss er nun mit Schwerverbrechern verbringen. Nach seiner Einführung in den Knastalltag durch eine Vergewaltigung, entscheidet er sich zur Gegenwehr auf seine Weise. Er engagiert sich für eine Ausweitung der Büchereibestände, freundet sich mit dem „Beschaffer“ Red (Konstantin Graudus) des Gefängnisses an und frisiert für den Direktor allerlei krumme Geschäfte. Ein schwieriger Kurs zwischen Anbiederung, Abhängigkeit und Widerstand. Allmählich stabilisiert sich seine Stellung unter den Gefangenen. Doch dann schimmert die Hoffnung auf den Beweis seiner Unschuld auf. Da Andi aber für den Direktor unentbehrlich geworden ist, will dieser eine Wiederaufnahme des Verfahrens auf alle Fälle verhindern. Dabei scheut dieser vor keinem Mittel zurück.
Axel Schneider hat eine kluge Inszenierung des Stoffes von Steven King auf die Bühne des Altonaer Theaters gebracht. Er büßt von seiner Brisanz und Spannung auch in der Theaterfassung nichts ein. Mit knappen, aussagekräftigen Dialogen und effektvoller Lichtregie sind die kurzen Szenen zwischen den Gefängnismauern auf den Punkt gebracht. So bleibt die Aufführung spannend bis zum Schluss.
Andi gab seine Hoffnung nie auf. Er sollte recht behalten. „Ich hoffe“, wird zum Zauberwort, das Freiheit bedeuten kann.
Birgit Schmalmack vom 14.2.12