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Willkamen, Ohnsorg

Willkamen, Ohnsorg





Willkommenskultur auf 200 qm Altbauwohnfläche

Eine aufgeklärte Großstadt-WG, die auf 200 qm Altbau lebt, streitet darüber, ob ihr noch ein wenig mehr Gutmenschentum gut zu Gesichte stehen würde. Nicht nur Geld überweisen und alte Kleidung zu den Heimen bringen sondern vielleicht Flüchtlinge bei sich aufnehmen? Gelegenheit gäbe es dazu: Einer von ihnen geht für eine Jahr in die USA und will sein Zimmer untervermieten. Bei ihrem monatlichen gemeinsamen Essen bringt er den Vorschlag auf den Plenumstisch und sofort entbrennt eine heftige Diskussion. Der Banker fürchtet um seine nächtliche Ruhe. Die Verwaltungsangestellte will in ihrer Wohnung auf keinen Fall arabischen Männer begegnen. Die Fotografin imaginiert sofort ein neues Projekt, das ihre noch nicht gestartete Kunst-Karriere puschen könnte. Und die Sozialpädagogikstudentin hält sich seltsam bedeckt. Kein Wunder, wie sich später herausstellt: Sie ist mit ganz anderen Fragen beschäftigt. Und genau diese sorgen dann auch für die Wendung in der Diskussion: Sie erwartet ein Kind von ihrem neuen Freund: einem türkischstämmigen Fahrradmonteur aus Billstedt, für den sie das freie Zimmer gerne hätte. So kommt zum Schluss statt einer Flüchtlingsfamilie Ahmed (Achmed Ole Bielfeldt) zum Zimmer-Casting. Der kennt die zahlreichen Klischeevorstellung der Biodeutschen gegenüber Mimis (Menschen mit Migrationshintergrund) nur zu gut und kann sie alle mit Humor parieren.
Lutz Hübner hat ein schmissiges, spitzzüngiges und überaus treffendes Stück über die viel gerühmte Willkommenskultur geschrieben und untersucht sie anhand dieser gutbürgerlichen WG sehr gründlich auf ihre Substanz.
Im Ohnsorgtheater hat es Regisseur Harald Weiler geschafft, den Text punktgenau und erfreulich unverkrampft umzusetzen. Klischeebilder werden geschickt umgangen. Alle Rollen sind hervorragend besetzt. Sogar Anna-Lena Graff, die für die erkrankte Birthe Gerken einspringen musste, spielte ihre neue Rolle sehr souverän. Jonas (Marco Reimers) ist der spießige Banker, der seine Ruhe haben will. Doro (Birte Kretschmer) ist die souveräne Frau mit Lebenserfahrungen, die klar definieren kann was sie will und was sie nicht will. Sophie (Graff) ist die von Papa verwöhnte Besitzerin der Wohnung und verkappte Möchtegernkünstlerin. Benny (Anton Pleva) ist der schwule Dozent, der seine Großzügigkeit am liebsten beweist, wenn er die Konsequenzen nicht tragen muss. Anna (Norhild Reinecke) ist das schwer verliebte naive Nesthäkchen der WG, das die direkte Begegnung ausprobiert statt über sie zu theoretisieren. Ein Abend im Ohnsorgtheater, der Spaß macht und dennoch die Finger geschickt in die Wunden legt.
Birgit Schmalmack vom 22.1.20



Reverse Colonialism!, Thalia

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