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| Unsere Gewalt und eure Gewalt, Kampnagel |
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Zur Kritik von
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Unsere Gewalt und eure Gewalt
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Krasse Bilder
Der Gefängniswärter fordert die Zuschauer auf, nachdem er seine Gefangenen mit dem Messer an ihren Kehlen minutenlang gedemütigt hat: "Jetzt eine Schweigeminute für die Opfer der Terroristen in Paris und Brüssel!" "Und jetzt eine Schweigeminute für die vier Millionen Opfer der Kriege der Amerikaner und Europäer in Irak, Afghanistan und Syrien!" Regisseur Oliver Frljic teilt in "Unsere Gewalt und eure Gewalt" aus und zwar in alle Richtungen. Doch die vermeintlich Guten stehen bei ihm unter besonderer Beobachtung. Das Bühnenbild macht klar, wo er die Ursache für die meisten Kriegseinsätze sieht: im Erdöl. Eine Wand aus Ölkanistern teilt die Bühne in ein Hinten und Vorne. Der Kapitalismus braucht den steigen Nachschub dieses Schmiermittels so dringend, dass ihm dafür zum Erwerb jedes Mittel recht ist. So tritt der kapitalistische Westen als Moralapostel auf und zettelt unter dem Deckmantel des menschenfreundlichen Demokratiebringers Terrorismus und Kriege an, um besseren Zugriff auf das Antriebsmittel Erdöl zu haben. Das ist die Analyse des Stückes "Unsere Gewalt und eure Gewalt", das Oliver Frljic in Zusammenarbeit mit dem HAU entwickelt hat und das jetzt in Hamburg auf dem KRASS-Festival zu sehen war. Ausgangspunkt war für ihn der Romanzyklus von Peter Weiss "Die Ästhetik des Widerstands". Von dessen Mammutrecherche-Werk bleibt nur wenig mehr als die Grundfrage übrig, in wie weit Kunst ein wirksames Mittel des Widerstands sein könne. So versucht der Regisseur in seinem Stück die Mittel des politisches Theaters im Widerstand gegen den weltumspannenden Eroberungszug des Kapitalismus zu untersuchen Krass ist die Bildersprache, die Oliver Frljic wählt. Sie ist einfach und provokativ. Jesus steigt in einer Szene von einem Erdöl-Kreuz herunter und vergewaltigt eine verschleierte Muslima. In einer anderen werden vor der Kanister-Wand Guantanamo-Gefangene gefoltert, gedemütigt und ermordet. Dann liebkosen sich nackte Paare zu "Stille Nacht, heilige Nacht" mit Arabischen Zitaten auf ihren Körpern. Danach ist eine Willkommensparty für einen Flüchtling mitzuerleben, in der er gezwungen wird Alkohol zu trinken und Schweinefleisch zu essen, um seine Integrationsfähigkeit zu steigern. Frljic will zeigen, wie die Religion gezielt genutzt wird, um die Konflikte aufzuladen. Die Islamophobie werde angeheizt um sie zur Rechtfertigung des Eingreifens zur Mehrung des Kapitals zu instrumentalisieren. Diese Thesen sind nicht neu, doch sie sind selten so direkt auf der Bühne zu sehen. Häufig scheut die bewusst dialektisch und diskursiv arbeitete Theaterlandschaft eine so eindeutige Positionierung, um Plattheiten zu umgehen. Doch nicht so der bosnische Regisseur Oliver Frljic. Genau das ist sein Ziel: Er will provozieren. Es schleicht sich der Verdacht ein, dass auch Frljic nicht ganz frei von eigennützigen Beweggründen ist. Ist die Provokation nur allumfassend genug, ist die Aufmerksamkeit in der Medienlandschaft groß. Als selbst beim anschließenden Publikumsgespräch fast ausschließlich über die Reaktionen auf die Provokationen und nicht über die Inhalte der Inszenierung geredet wurde, schleichen sich Zweifel über die Intention des Teams ein. Doch vielleicht hat Frljic ja recht: Vielleicht braucht der "saturierte" und "selbstzufriedene" heutige Theatergänger braucht so eindeutige Provokationen um sich noch zum Widerspruch und zur Diskussion seiner ansonsten unantastbaren westlichen "Wertegemeinschaft" anregen zu lassen. Birgit Schmalmack vom 1.5.17
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Figure a sea, Kampnagel
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