Schiller - nicht nur in Tatort-Länge
15 Schauspieler, 10 Puppen und 157 Songs spielen in diesem Stück mit. Aber auf der Bühne steht nur eine einzelne Frau. Es ist die Verwandlungskünstlerin Brigde Markland. Ihre eigene Stimme wird nicht zu hören sein, dennoch wird sie sich in neun Personen verwandeln. In einer Vollplaybackshow schlüpft sie rasant in die verschiedenen Rollen. Völlig synchron spricht sie den Text mit und erzählt so in nur 90 Minuten die „Räuber“ von Schiller. Alle weiteren Personen des Stückes, die sie gerade nicht selbst spielt, lässt sie von Puppen übernehmen. Diese könnten aus Marklands Ex-Kinderzimmer stammen. Franz ist eine Babypuppe, Karl ein Six-Pack-Ken und die schöne Amalie eine rotmähnige Barbie. Der falsche Zeuge Hermann wird durch einen Nussknacker dargestellt. Wenn Miss Markland ihre Rollen übernimmt, reicht ihr die entsprechende Kopfbedeckung für die Verwandlung. Diese ist allumfassend. Ihre Körperhaltung, Mimik und Gestik wechselt blitzschnell zwischen den Geschlechtern wie Charakteren. Völlig faszinierend ist der Soundtrack zu ihrer Show. Denn an 157 Stellen werden eine oder mehrere Liedzeilen eingespielt – stets mit Bedacht ausgewählt. Wenn Franz seinen Vater um die Ecke bringen will, um möglichst schnell an sein Erbe zu kommen, ertönt der Song „How cruel“. Als Franz seine Räuberbande zusammenruft, hört man „Neue Männer braucht das Land“. Als er die Sinnlosigkeit seines Räuberdaseins erkennen muss, wird „Fang jetzt bloß nicht an zu weinen!“ gespielt. Als endlich die gute Nachricht zu Amalia durchdringt, dass Karl doch noch leben könnte, hört man „Wunder gibt es immer wieder“. Doch ein Happy End ist diesem Paar nicht beschieden. Denn Karl „muss nur noch kurz die Welt retten.“ So kommentiert Brigde Markland den Schillertext, umschifft seine weniger zeitgemäßen Klippen und bereichert ihn um eine Portion kritischen Humors. Dennoch schafft sie es die Personen nicht zu verraten und sie in ihrer psychologischen Tiefe zu zeigen. So beeindruckt Schillers Text und macht auch noch Spaß! Birgit Schmalmack vom 20.7.13
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