Monsieur Claude und seine Töchter, St. Pauli-Theat
Vergnügliche Klischees
Monsieur Claude hat vier Töchter, die eine bringt einen Juden, die nächsten einen Araber und die dritte einen Chinesen mit nach Hause in die katholische Provinz. Alle Hoffnung ruht nun auf der jüngsten Tochter. Doch die hat sich ausgerechnet in einen Schwarzen verguckt. Die Schwestern sind empört: Wie kannst du unseren Eltern so etwas antun, willst du es dir nicht noch einmal anders überlegen?
Die Ehemänner bzw. Ehemänner in spe, sind natürlich allesamt Franzosen, doch das zählt weder für die Eltern noch für sie untereinander. Zu allen Seiten werden die Klischees herzhaft gepflegt, was durch das überspitzte Drehbuch zu dem gleichnamigen Film von Philippe de Chauveron und Guy Laurent kräftig angeheizt wird. Der Jude ist ein erfolgloser Möchtegern-Geschäftsmann, der Araber ist ein aggressiver Macho und der Chinese ist ein diplomatischer Banker, der still lächelnd seine profitablen Geschäfte macht. Die Töchter haben die undankbare (typisch weibliche) Aufgabe, einen aufreibenden Spagat zwischen Ehemännern und Elternhaus hinzulegen.
Doch so wie der erfolgreiche Kinofilm so hat auch die kurzweilige Bühnenfassung im St. Pauli Theater zum Glück ein Happyend bei gutem Wein und Essen parat. Der Alkohol habe schon für so manche Verständigung zwischen den Kulturen gesorgt, ist die Überzeugung der französischen Bildungsbürger. So entsteht ein unterhaltsames Märchen auf der Bühne, auf dessen einfache Versöhnungsbotschaft sich alle im Zuschauerraum leicht einigen mögen. Michael Prelle sticht aus dem durchweg gut besetzten Ensemble heraus. Er schafft es in jeden seiner Sätze eine doppelte Botschaft mit hineinzulegen und so dem Stück auch bei der durchaus vorhandenen Klischeedichte immer wieder Tiefenschärfe zu geben.
Birgit Schmalmack vom 12.11.17