Wenn wir tanzen, summt die Welt, Monsun Theater

Wenn wir tanzen, summt die Welt im Monsun Foto: Steffen Baraniak



Wie funktioniert Erinnerung?

Nach 50 Jahren gemeinsamen Lebens, Liebens, Lachens und Streitens haben sich viele Erinnerungsstücke aufgehäuft. Zwischen ihnen sitzen die beiden alten Eheleute Elke und Unhold. Die Bühnenpodeste bestehen aus lauter Koffern, in denen sie ihre Stücke gesammelt haben. Jeden Morgen holen sie ihre Sahnedeckelsammlung hervor und raten, zu welchen der vielen gemeinsamen Urlaubsreisen sie gehören mögen. Dann laufen die Videobilder ihrer Urlaube in Italien, Südfrankreich oder der Schweiz auf den aufgeklappten Kofferdeckeln. Doch zu Elkes 85-zigtem Geburtstag zieht ein weiteres Gast in ihr trautes, eingespieltes Zusammensein: ein Senioren-Gesundheits-Computer, der nun über Elke wachen soll. Elke bewirft ihn zunächst mit Wäscheklammern, versucht ihn dann mit unlösbaren Aufgaben zu überlisten und will anschließend nur noch ausbüchsen.
Doch ihr Unhold kann den Trecker nicht mehr fahren, wie er ihr niedergeschlagen mitteilt. Warum, verrät ihr ihre Tochter am Telefon. Doch da stapft Elke schon mit einem kleinen Koffer und ihrem Gehstock zur Tür hinaus.
Eine liebevolle, rührende Arbeit mit Sinn für jedes Detail ist der Regisseurin Cora Sachs mit ihrem Team gelungen. Durch die Ganzkörpermasken, die Sachs ebenfalls kreiert hat, schlüpften die beiden grandiosen Schauspielerinnen (Milena Straube, Lisa Tschanz) in ihre Rollen der Alten komplett hinein. Bis in die letzte Geste stimmte hier alles. Vielen Zuschauern standen am Schluss die Tränen in Augen. So authentisch war diese Würdigung des Alterns gelungen, so intensiv wurde den Fragen nach dem Umgang mit der Erinnerung und dem Abschiednehmen nachgegangen.
Birgit Schmalmack vom 17.4.18