Zur Kritik von
godot |
DNA, Lichthof
Zerstörerische Prozesse
Adam ist tot. Zu Tode gemobbt von einer Clique. Er wollte unbedingt dazugehören. Er lachte, als sie herumschubsten. Er lachte, als sie ihm die Schuhe auszogen und Zigaretten auf ihm ausdrückten. Er lachte, als sie mit Steinen bewarfen. Er lachte nicht mehr, als er von ihnen getrieben in einen tiefen Abgrund stürzte.
Trauer macht glücklich, stellt die Clique danach fest, denn sie schafft zunächst einen neuen Zusammenhalt. Doch die Zukunft der Jugendlichen steht auf dem Spiel und Phil, das Brain der Clique, denkt sich einen Plan aus, damit sie nicht als Mörder enttarnt werden. Aufgrund seiner falschen Fährte wird ein Mann festgenommen. Ein Unschuldiger.
Wie werden die Jugendlichen mit dem Wissen um ihre Schuld fertig? Wie verändert sich die Gruppendynamik? Ist John noch immer ihr uneingeschränkter Führer? Bekommt der heimliche Strippenzieher Phil eine neue Position? Spalten sich einzelne ab, weil eine Grenze überschritten ist? Wird ihnen das von der Gruppe gestattet?
Autor Dennis Kelly studiert die Balanceakte innerhalb des Kräfteverhältnisses in der Gruppe genau. Er identifiziert den autoritären Leithammel (Jan-Henrik Sievers), die sensible Heulsuse (Manuel Moretti), den selbstbewussten Schönling (Julius Ohlemann), den schüchternen Nerd (Marc Simon Delfs), die kluge Strategin (Janine Schwarze), die redselige Philosophin (Lena Schlagintweit), das schöne Luder (Nathalie Lilly Volk), den aggressiven Macho (Metin Turan) und die anpassungsfähige Rebellin (Sophia Voss).
Regisseur Michael Müller hat zusammen den spielstarken Absolventen 2012 des Schauspielstudios Frese alle psychologischen Beweggründe sorgsam herausgearbeitet. Den Text hat er gekonnt rhythmisiert und ihm durch bewegungstheatralische Sequenzen eine weitere Ausdrucksebene verliehen. Er findet mit den souveränen jungen Darstellern eine dem Text angemessene Balance zwischen Tempo und Verlangsamung, Lautstärke und Stille.
Birgit Schmalmack vom 21.6.12