Hinter der Gärten
Atmende Grashügel
Hinter den Lagerhallen am Oberhafen tut sich Wundersames. Da wächst englischer Rasen, da stehen Chrysanthemen ordentlich aufgereiht in kleinen Töpfen, da hängen sich die Menschen in die Bäume. Trotz widrigster Wetterumstände wälzen sie sich auf dem Boden, schmiegen sich an die Grashügel, schaukeln in den Zweigen und formen sich zu bewegenden Menschenhügeln. Sie werden zum einem Teil der Natur. Dabei verändern sie sich kontinuierlich. Sie kommunzieren ohne Worte, nutzen die Kleidung als Marionettenfäden und leiten sich durch die Berührungen der Fingerspitzen. Sie werden zu Raupen und zu arbeitenden Organismen, bis sie sich zum Schluss auf ihre eigenen zwei Beine stellen und über die Gleise einzeln ihrer Wege gehen.
Die Sounddesigner die an dem Projekt „Hinter den Gärten“ der Tanzinitiative Hamburg mitgearbeitet haben, haben die Geräusche der Umgebung geschickt einbezogen in ihr Sound-Konzept. Sie verstärken und mischen die ständig vorhanden Klänge der Umgebung zu neuen Kulissen zusammen, so das auch hier Kunst, Natur und Technik ineinander fließen und eine neue Einheit bilden können, die nicht mehr zu trennen ist. Die Choreographin Isabelle Schad hat ein wunderbar sinnliches und einfaches Kunstwerk mitten in einer Industriebrache entstehen lassen. Direkt neben der schnieken, blitzeblanken Hafencity liegt hier ein fast ungenutztes Kleinod, das sich für solche Aneignungen anbietet, so lange es noch existiert. Toll das es jemand dafür entdeckt hat zu zeigen, was eine Community aus Künstlern und Laien hier gemeinsam erschaffen kann.
Birgit Schmalmack vom 26.5.13