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Nussknacker
Im Land der Erinnerungen
Antje Pfundtner bittet ins Land der Erinnerungen. Noch vor dem Vorhang erzählt sie von dem Adventskalender, der die Geschwister im Hause Pfundtner ihr Leben lang begleitet hat. Der Theatervorhang entpuppt sich als Schleppe ihres Kleides, unter dem weitere Tänzer hervorkrabbeln. „Stellen Sie sich vor, wie seien neun“, fordert einer von ihnen das Publikum auf. Als wenn deren Fantasie das Geschehen auf der Bühne bestimmen könnte, sind kurze Zeit später tatsächlich insgesamt neun Tänzer und Performer auf der Bühne zu zählen.
Das träumerische Ballett „Nussknacker“ ist ein Klassiker zu Weihnachten. Für Antje Pfundtner wird er mit ihren „Gesellschaftern“ zu einer Fundgrube der träumerischen Erinnerungen. „Close your eyes!“ fordert der Mann die Zuschauer auf, nachdem er dem Weihnachtskugelbaum entstiegen ist. Wenn man träumt, ist alles möglich. Erinnern oder vergessen? Das ist hier immer wieder die Frage. So stolpern die Tänzer mit halbgeschlossenen Augen oder in vollem Bewusstsein in ihrer Vergangenheit herum, um herauszufinden, was Gegenwart und Zukunft bestimmt.
Tutus gibt es auch bei Pfundtners Nussknacker, doch sie hängen von der Decke oder liegen auf dem Boden. Theatralische Ballettposen werden immer wieder eingenommen, um demontiert und in Frage gestellt zu werden. Der Musiker und Komponist Sven Kacirek hat aus der Musik Tschaikowskys einen minimalistischen Elektro-Klangteppich werden lassen. Wunderschöne poetische Bilder entstehen dazu auf der Bühne. Das Berührendste zum Schluss: Eine Melodie wird nach und nach von allen Tänzern, die sich zu einer Reihe formiert haben, zu einem mehrstimmigen Gesang aufgenommen. Eine sanfte Soundwolke entsteht, die ins Publikum hinüberweht. Aus den Zuschauerreihen erhebt sich ein „Chor de Ballet“, der Kacireks Komposition zu einem vielstimmigen Chor ausweitet, der auch nach dem jubelnden Schussapplaus noch lange weiterhallt.
Birgit Schmalmack vom 19.12.12