Between what is no longer and what is not yet
Who is Juan?
"Juan what?" steht auf seinem ausgeleierten T-Shirt. In der nächsten guten Stunde gibt sich Juan Dominguez Mühe diese Frage zu beantworten. Die Menschen, die vor ihm sitzen, sollen ihn kennen lernen. Er braucht sie nämlich.
Was ist deine erste Erinnerung? Wann hast du alles über Bord geworfen, was du vorher warst? Bei was wärst du gerne ein Anfänger? Solche Fragen stellt er sich und seinen Zuschauern.
Er erzählt Geschichten aus seinem Sexleben, berichtet über Anekdoten aus seiner Familie oder macht sprachanalytische Betrachtungen zu seinem Namen. Er sitzt dabei auf einem Stuhl direkt vor dem Publikum. Es macht den Anschein, als wäre man auf ein Bier mit Juan Dominguez verabredet und ein lockerer Plauderabend wäre das Ziel. Scheinbar zusammenhanglos springt Juan von einem Thema zum nächsten. Die Menschen vor ihm sollen denken, dass sie ihn gerade kennen lernen dürfen. Sie sollen sich in ihn hineinversetzen können, sie sollen zu Joan Dominguez werden. Dominguez will sich nämlich seiner Vergangenheit entledigen und sich in die Zukunft aufmachen. Dazu braucht er das Publikum, sie sollen seine Vergangenheit übernehmen. Auch wenn es zum Schluss statt des Bieres noch eine Runde Eis für alle gibt, lässt dieser erste Teil unbefriedigt zurück. Seltsam unfokussiert und scheinbar ohne Konzept kommt dieser Teil daher.
Doch er scheint auch eher den Zweck eines Alibis gehabt zu haben, so jedenfalls wird nach der kurzen Unterbrechung zu Beginn des zweiten Teils erklärt. Denn dieser nun folgende Teil sei absolut geheim zu halten. Keiner der Teilnehmer dürfe darüber Außenstehenden berichten. Es wird offiziell: Juan klappt seinen Laptop auf, setzt die Brille auf die Nase, eine große schwarze Tafel und ein Rednerpult werden hereingefahren. Auf der Tafel entsteht eine Mindmap zum großen, gemeinsamen Plan, an dem eine neu entstehende Community die nächsten vier Wochen mitarbeiten darf. Doch weiter darf kein Wort nach außen dringen! Achtet nur auf die Zeichen!
Juan Dominguez hat in seinen ersten beiden "Clean Room-Seasons" schon gemeinschaftliche Erlebnisräume außerhalb von Theaterbühnen geschaffen. Schade dass diese zwei Stunden Performance wenig Erleben in der Jetztzeit parat hatten und die beiden Teile keine erkennbaren Querverbindungen erlaubten. Hoffentlich macht wenigstens die Community bei der Umsetzung ihres Plans Erkenntnisse, die an diesem Abend leider ausblieben.
Birgit Schmalmack vom 11.8.17