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Gilgamesch, Kampnagel

Gilgamesch von Ron Zimmering



Wie erlangt man Unsterblichkeit?

Gilgamesch ist ein unerbittlicher Herrscher. Er ist gewohnt, dass man sich seinem Willen fügt. Er baut sein Reich nach seinem Willen. Ein Wink mit seinem Zeichnungsrolle und schon springen die Arbeiter aus aller Herren Länder. Der Oberaufseher hat seine liebe Not, den internationalen Haufen nach den Vorgaben des Herrschers die Fliesen auf dem Boden verlegen zu lassen. Nur Gilgamesch Bauplan zählt. Doch einer von ihnen scheint aus der Reihe zu tanzen, ohne dass er dafür bestraft wird. Enkidu wird erst zu Gilgamesch Gegner und dann zu seinem Freund. Mit ihm wagt er sich auf zu neuen großen Zielen. Huwawa soll bekämpft werden. Das Unglaubliche geschieht. Die beiden Freunde besiegen den Unbesiegbaren. Doch Enkidu muss diesen Sieg mit seinem Leben bezahlen. Untröstlich bleibt Gilgamesch zurück. Er kennt jetzt nur noch ein Ziel: Ihn soll nicht das Schicksal Enkidus ereilen; er will unsterblich werden. So macht er sich auf, um das Geheimnis des ewigen göttlichen Lebens zu erkunden.
Den älteste auf Tontafeln überlieferte Mythos der Menschheitsgeschichte hat Jung-Regisseur Ron Zimmering als Grundlage für seine Abschlussarbeit an der Theaterakademie gewählt. Es gelingt ihm diese Heldengeschichte ins Heute zu transferieren. Während die Bauarbeiter emsig dabei sind, mit den Fliesenstapeln in der Mitte der Bühne ein Mosaikmuster auf dem Boden der Kampnagelhalle zu verlegen, begeben sich Gilgamesch und sein Freund Enkidu auf ihre Lebensreise, die ihnen Macht, Einfluss und Unsterblichkeit verheißt. Ihre Freundschaft treibt sie zu immer neuen Zielen an. Sie vernichten andere, um selber höher aufzusteigen. Sie bestehen Heldenabenteuer, immer mit der Verheißung der noch größeren Macht. Was will der Mensch erreichen, um seinen Namen unsterblich zu machen? Das fragen sich auch die Schauspieler der Bauarbeiter in der Leinwandprojektion.
Zimmering beweist mit seiner Inszenierung ein viel versprechendes Regietalent. Er schafft es mit leichter Hand ein großes Ensemble zu choreographieren, einen alten Stoff ganz aktuell erscheinen zu lassen, Mittel wie Musik, Nebel oder Rhythmen ganz gezielt für seine Zwecke einzusetzen, die einzelnen Charaktere psychologisch vielschichtig herausarbeiten zu lassen und alle Einzelteile zu einem großen Ganzen zusammenzufügen.

Birgit Schmalmack vom 16.2.16