Ich. Welt. Wir


Vernebelter Hinrichs

„Hallo kommt rein...“, so tönt es von der Bühne bis ins Foyer. Die Stimme von Fabian Hinrichs ruft die Zuschauer auf ihre Plätze um das Schauspielhaus-Spielfeld. „Ich habe eine Seele“, versichert er dann, als er in langer Unterwäsche mit einem Riesenturban auf dem Kopf die Bühne betritt. Viel Nebel wird es in dieser guten Stunde geben, während Hinrichs ohne Angst vor Polemik, Pathetik und Theatralik seine pseudophilosophischen Ergüsse zum Besten gibt. Er sucht nach dem Tor im Universum und fürchtet sich vor den schwarzen Löchern im Bühnenhintergrund, die seine Gedanken zu verschlucken drohen. Eine Innenweltentleerung sei zu beobachten, der er entgegenwirken möchte. Die Menschen seien eben doch nur Tiere, die etwas anderes versuchten zu sein. Er hat abgeschworen der Flucht in die Religion, mit der es sich frühere Zeitgenossen noch einfacher machen konnten. Doch hofft er immer noch auf ein Ineinanderwachsen mit seinen Mitmenschen. Vielleicht steht er auf der Bühne deswegen auch so alleine da? Nur einen schweigsamen Sitarspieler hat er an seiner Seite. Ansonsten darf er ungestört seine wabernden Gedankennebel ausbreiten. Welch ein Unterschied zum Niveau des Berliner Gastspiels „Kill your Darlings!", das unter der Regie von Rene Pollesch zu einem Diskurs an Ideen und Fragestellungen anregte und nicht nur akrobatisch immer in Bewegung blieb.
Birgit Schmalmack vom 29.4.13

Zur Kritik von

sz 
abendblatt 
welt