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Jeremy Wade: Fountain


Eine Reise in den unendlichen Raum
Das diesjährige Kunstcamp im Vorfeld des Dockville-Festivals bot auch etlichen Performern Platz für Aufführungen. Am regendurchtränkten Freitag-Abend hatte Jeremy Wade zunächst Mühe Zuschauer zu finden. Schließlich hat er eine Gruppe zusammengesammelt, die ihm folgt. Wohin dürfte den meisten von ihnen noch nicht ganz klar sein.
Zunächst nimmt er sie mit auf eine Traumreise in den eigenen Körper und die möglichen Räume, die sich über, unter und neben ihm auftun könnten. Behutsam formt er die zufällig formierte Zuschauergruppe zu einem Gesamtorganismus, der gemeinsam atmet, sich antreibt, fortschreitet und Töne auf der Schulter des anderen erzeugt. Als alle wieder nach dem kurzen Selbsterfahrungstripp im Kreis stehen, schert Wade aus und stellt sich in die Mitte.
Nun hat er seine Zuschauer vorbereitet für das Erlebnis des Zuschauens. Zu sphärischer Musik fliegen sie jetzt mit ihm in die Tiefen und Höhen des unendlichen Raumes. Sie steigen mit ihm in die Luft, tauchen mit ihm ins Wasser und durchmessen die Erdschichten bis zum Erdmittelpunkt. All das sieht der Zuschauer, ohne dass ein Wort fällt. Wade eröffnet Fantasieräume, die ohne seine vorherigen Einübungen nicht erfahrbar gewesen wären. Trotz des einsetzenden Regen schaffte er es, dass seine auserwählte, bunt zusammen gewürfelte Zuschauerschar bei ihm blieb und ihm vertrauensvoll auf seiner Reise folgte.
Eine beeindruckende Arbeit, die Wade bisher nur in geschlossenen Blackboxes der Theater durchgeführt hat. Dass sie auch auf einen Openairfestival mit einer allgegenwärtigen Geräuschkulisse, zufälligen weiteren Beobachtern und widriger Wetterumstände funktioniert, spricht für ihre Qualität.
Birgit Schmalmack vom 4.8.12