Lovesickness, Sprechwerk

Lovesickness Foto: Folkert Eggen


So witzig kann Liebeskummer sein

„Ich habe meinen Zustand mal gegoogelt. Das kann echt helfen. Nun weiß ich, dass der Liebeskummer genau halb so lange andauern wird wie die Zeit der Beziehung.“ Also hat Isabella (Ebba Ekholm)noch 389 Tage, bis die letzten 100 Tage anbrechen, in denen sie schon im Stadium der Gleichgültigkeit sein wird. Diese Tage streicht sie nun brav jeden Morgen, nachdem sie sich aus dem Bett gequält hat, an ihrem Flipchart aus. Sie gibt sich echt Mühe, das Verlassenwerden von ihrem Traummann Nick auf professionelle Art zu verarbeiten. Doch was sie auch ausprobiert - Heulen, Dauer-Schlafen, Anmelden bei edating, Sport, Alkohol, 500-Gramm-Einscreme, rationale Argumentation, emotionale Trauerarbeit oder gezielte Verdrängung - nichts hilft. Ihr Herz will einfach nicht den Ratschlag ihres Kopfes annehmen. Es will einfach nicht glauben, dass es für sie eigentlich das Beste ist, dass dieser Lügner, der sie für eine vermeintlich perfekte Model-Blondine verlassen hat, weg ist. Es wünscht sie nichts sehnlicher, als dass er zurück kommt.
Denise Stellmann hat aus dieser alltäglichen Liebes-Tragödie eine Komödie geschrieben. Mit etlichen philosophisch angehauchten Lebensweisheiten angereichert hat sie sie als Monolog der leidenden Isabelle auf die Bühne des Sprechwerks gebracht. Mit gewohnt sicherem Gespür für knackige Sprache, die die Liebesangelegenheiten der jungen Leute von heute auf den Punkt bringt, schickt sie ihre Protagonistin mit einer gehörigen Portion Selbstironie durch ihre therapeutische Verarbeitungsreise. Mitten durch den Herzschmerz hindurch und ohne Scheu vor Emotionen. Gelacht wird viel bei diesem Schmerz-Selbsterfahrungstrip mit hohen Wiedererkennungsrate. Mitunter hätte das Spiel etwas weniger auf den nächsten Gag hin ausgerichtet sein und Stellmann ihr Tempo etwas reduzieren können. Doch so vermied sie jede Gefahr der Langweile, auch wenn die Situationen wenig Spektakuläres enthielten und dieses Mal auf jede Actionanreicherung verzichtet wurde.
Birgit Schmalmack vom 18.5.15