Through childlike eyes
Großes Thema
Genau in dem Moment, als die jungen Frauen auf der Bühne mit den Fingern Regengeräusche auf den Boden klopfen und gemeinsam unter dem roten Regenschirm Schutz suchen, beginnt auch der Gewitterregen auf das Dach des Sprechwerks zu trommeln. Das Hamburger Wetter unterstrich mit perfektem Timing die Dramatik der Premiere von „Through childlike eyes“.
Die Geschichte von der roten Sonne, die die Frauen sich zu Beginn noch erzählten, wird ihnen keinen Trost und Schutz spenden. Denn sie sind als „Trostfrauen“ für Soldaten im Krieg entführt worden. Gefangen, geschlagen und gezwungen werden sie zu Handlungen, die ihnen Übelkeit verursachen. Immer wieder suchen sie Schutz beieinander, doch sie finden ihn nicht. Letztendlich bleibt jede von ihnen alleine mit ihrem Demütigungen und Verletzungen.
Ein schwieriges Thema hatte sich Regisseur John Andrew Cunningham für seine Tanzproduktion mit der Schweizer „A Point Theatre Company“ ausgesucht. Trostfrauen, die eigentlich als angeworbene Prostituierte für japanische Soldaten im zweiten Weltkrieg dienen sollten, wurden im Verlaufe des Krieges auch unter der eroberten Bevölkerung zwangsrekrutiert. So kam es auch zur Entführung Minderjähriger, die er thematisiert..
Es gelingen dem Ensemble wunderbare Momente, Bilder und Sequenzen. Besonders beeindruckend war das Ballett-Solo von Stella Monga, in dem der tiefe Wunsch nach Freiheit und seiner gewaltsamen Unterdrückung berührend zum Ausdruck kamen. Leider endete kurz nach diesem Höhepunkt das Stück unvermittelt. Die ganze Tragweite dieses Sachverhaltes in einer Dreiviertelstunde zu bearbeiten, war herausfordernd. So wurde es eher zu einem „work in progress“, dem man eine weitere Ausarbeitung wünscht.
Birgit Schmalmack vom 28.7.13