Odyssee Embryonale
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Margot ist eine Frau, die mitten im Leben steht. Als gestandene Art Direktorin in einer Werbefirma spürt sie stets dem Trend der Zeit nach. Karrierebewusst richtet sie ihr Leben nach ihren beruflichen Ambitionen aus. Für die Liebe zu ihrem Freund und Chef Charly macht sie die erste kleine Ausnahme, die aber weitere nach sich ziehen wird: Zum ersten Mal wird sie bei ihm ihren Vorsatz untreu, nie eine Beziehung mit einem Vorgesetzen einzugehen. Zu perfekt erscheint ihr die Kombi aus zwei ambitionierten Werbeprofis.
Doch dann schlägt die Natur eine andere Weg ein: Margot entdeckt, dass sie sie schwanger ist. Dumm nur, dass Charly ihr gerade zu diesem Zeitpunkt den Aufbau einer eigenen Agentur in Mailand anbietet. Aber wozu gibt es den Fortschritt der Medizin, insbesondere den der Fortpflanzungtechnik? Dank Dr. Hallogen und Uterent bekommt kurzerhand Margots Putzfrau den Embryo eingepflanzt. Das Baby kann wachsen und Margot trotzdem nach Mailand jetten. Doch auch die spanische Putzfrau geht mit der neuen Zeit: Als ihr aufgrund einer neuen Liebe der dicke Bauch ebenfalls nicht passend erscheint, lässt sie den Embryo kurzerhand auf Eis legen. Doch das wird nicht die letzte Überraschung bleiben, die Margot in ihrer "Odyssee Embryonale" erleben wird.
Gilla Cremer zeigt in ihrem ersten eigenen Stück aus den Achtzigern die Kapriolen, die die Medizintechnik schlägt. Virtuos spielt Cremer alle Figuren des Stückes in einer Person. Rasant springt sie zwischen den verschiedenen Dialekten, Tonfärbungen und Haltungen hin und her. Sie überzeugt dabei ebenso sehr als Macho-Charly, spanische Putzfrau, impulsive Powerfrau wie als hessische Krankenschwester. Das Lachen perlt den Zuschauern zunächst locker über die Lippen, doch bleibt es ihnen im Laufe des Stückes immer öfter im Halse stecken. Denn so absurd, wie man es zur eigenen Beruhigung gerne hätte, sind die geschilderten Entwicklungen leider nicht.
Birgit Schmalmack vom 12.10.07