Maria Stuart, Ernst Deutsch Theater

Maria Stuart am EDT Copyright Marcus Renner

Macht macht einsam

Wie verhalten sich Frauen an der Spitze eines Staates? Regieren sie anders als ihre männlichen Kollegen? Wie gehen sie mit der Macht um? Haben sie einen anderen Führungsstil?
Viele Fragen, die Schiller in seinem Stück "Maria Stuart" untersucht, während er eine höchst aktuelle Auseinandersetzung um Intrigen, Macht und Moral erzählt.
Maria Stuart (Julia Richter), die schottische Königin, hat sich nach der Ermordung ihres Ehemannes in das Nachbarland zu ihrer Verwandten, der Königin von England Elisabeth (Jele Brückner), geflüchtet. Doch die fürchtet um ihren Posten; hat doch Maria Stuart früher lauthals ihren Anspruch auf den englischen Thron verkündet. So lässt sie die schottische Konkurrentin in den Kerker werfen. Elisabeth fühlt sich hin- und her gerissen zwischen ihrer Verabscheuung von Gewalt und den Untermauerung ihres Machtanspruches, der eine zuverlässige, verlässliche Regierung ihres Landes ermöglicht und Unruhen verhindert.
Von all ihren vermeintlichen Beratern wird sie im Laufe des Stückes verlassen. Selbst ihrem geliebten Leicester (Frank Röder) kann sie nicht mehr trauen, hat er doch ein doppeltes Spiel gespielt und sich zugleich mit der schönen Maria vertraut gemacht. Zum Schluss steht sie ganz alleine da. Klein und einsam hängt sie unter den kalten Neonröhren, ganz alleine auf der großen leeren Bühne. Nachdem das Todesurteil an Maria vollstreckt ist, wenden sich alle von ihr ab. Sie hat im guten Glauben gehandelt, alles richtig zu machen, indem sie ihre eigenen Skrupel überwand, und jetzt stellt sich heraus, dass alles vergebens war.
Mona Kraushaar hat sich in ihrer Inszenierung am Ernst Deutsch Theater dafür entschieden ganz auf die Sprache Schillers zu setzen. Sie kommt fast ganz ohne Requisiten aus. Eine große Aufgabe für die neun Schauspieler, die sie alle mit Bravour meistern. Allen voran die beiden Hauptdarstellerinnen, die mit großer Inbrunst, Ernsthaftigkeit und Empathie die Machthaberinnen spielen. Immer wieder zeigen sie in einzelnen Szenen auch ihre verletzliche Seite. Elisabeth offenbart dabei mehr ihre nachdenkliche, anlehnungsbedürftige Seite, während Julia mehr ihre starke, unnachgiebige und stolze Seite betont. Ein starker, aber auch anstrengender Theaterabend im Ernst Deutsch Theater, der dem Klassiker eine überaus starken Auftritt verschaffte.
Birgit Schmalmack vom 19.2.18

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