Prometheus/Egmont, Theaterfestival

Prometheus/Egmont beim Theaterfestival Foto: Reiner Kruse


Die Stimmen und Klänge des Aufbegehrens

Beethovens Musik ist ein Festival der Emotionen. Sie peitscht auf, sie feiert sie, sie treibt zu Höhepunkten, sie explodiert, sie stürzt hinab, sie wütet, sie trauert, sie lacht, sie säuselt, sie lächelt, sie lässt Tränen fließen. Sie ist wie gemacht für die Aufruhr, die in Menschen und Völkern wallen kann. Für die Ruhrfestspiele hat das Wiener Akademieorchester unter Leitung von Martin Haselböck und Regisseur Alexander Wiegold die Geschichten zweier Freiheitskämpfer - Prometheus und Egmont - zu einem Abend zusammengefügt und Texte von Goethe, Aischylos, Kafka und Shelley und Lord Byron mit der Musik Beethovens zu einem Kunstwerk verschmelzen lassen. Sebastian Kochs Sprecherstimme wird zu einer Einheit mit der Musik. Sie leitet ein, sie tritt in Dialog, sie antwortet, sie fragt, sie spricht zu ihr und mit ihr. Während er im ersten Teil mit Hilfe vieler ganz unterschiedlicher Autoren versucht den Prometheus-Mythos zu ergründen, ist der zweite ganz dem Goethe-Text über Egmont verschrieben.
Während bei den Ruhfestspielen eine tiefere, größere Theaterbühne zur Verfügung stand, mussten die Beteiligten hier mit der Größe einer Konzertbühne vorlieb nehmen. Das hatte den Vorteil der perfekt auf die Erfordernisse der Musik abgestimmten Klangbedingungen, ließ aber den weißen Projektionswürfel auf der Bühne ein wenig hineingezwängt wirken und die Videobilder nicht perfekt zur Geltung kommen. Doch Sebastian Kochs Stimme und Beethovens Musik werden zu einer gelungenen Kombination des Wohlklangs, der Emotionen und der Botschaften, die aber diese bildnerischen Ergänzungen - zumindest in dieser Konstellation - nebensächlich werden lassen. Gerade in heutigen Zeiten stellt der Abend die nicht unwichtige Frage, für welche Ideale es sich zu kämpfen sich lohnt. Schade dass deren künstlerische Erörterung in Hamburg im Rahmen des Theaterfestivals vor leider nicht so gut gefüllten Reihen der Musikhalle gezeigt wurde.
Birgit Schmalmack vom 13.10.17