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| Gog und Magog, Lichthof |
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Gog und Magog, Lichthof
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Gog und Magog, Lichthof Politische Unterweisung
Ein Körper ist mitzubringen, so heißt es in der Gebrauchsanweisung für einen ausgewählten Zuschauerkreis von 25 Teilnehmern. Sie. Sie dürfen teilnehmen an dem Fortbildungsseminar, an dessen sie Ende sie 29 Creditpoints gut geschrieben bekommen werden, und dafür Platz nehmen um das Lagerfeuer. Im vierten und letzten Teil des Bildungsprogramms soll nach Ukraine, Syrien und Israel nun Europa das Thema sein. Der mythologische Aspekt dieses Seminars deutete sich schon im Titel an. "Gog und Magog" werden in der Offenbarung der Johannes als zwei Völker bezeichnet, die am jüngsten Tage vom Satan befreit werden und mit ihm gegen Christus kämpfen.
So geht es jetzt um den prophezeiten Untergang, speziell des europäischen Kontinents. In den einzelnen Streams, die der Seminarleiter moderiert, dürfen die Reste besichtigt werden. Es geht um die Ängste der Europäer, um ihre Habgier und ihren Egoismus. Der faktenreiche Bildungsinput, den der Moderator (Arne Vogelgesang) anbietet, ist hoch. Er und seine Mitstreiter referieren über das Artensterben, die Klimakatastrophe, die Erhöhung des Meeresspiegels, die Verschmutzung der Meere, Mikroplastik, Müllstrudel, Flüchtlingsströme, die Überalterung Europas, die rasend wachsende Jugend der so genannten dritten Welt, die Ungerechtigkeit bei der Verteilung der Güter, die Vernichtung der Wälder, die Zerstörung des Ackerbodens, die drohende Nahrungsmittelknappheit, die Ausbreitung von Epidemien und und.... Die Vortragenden in ihrer weißen Kleidung und langen Plastik-Umhängen haben so viele Fakten bzgl. des drohenden Untergangs der Welt parat, dass den Zuschauern schwindlig werden kann. Sie haben sie in den Tiefen des Internets aufgespürt. Sie spulen die Texte, die ihnen per Kopfhörer zugespielt werden, im Ton tiefer Überzeugung ab. Doch immer wenn es zu viel an Information werden könnte, setzt sich Sänger Brandon Miller in den Sitzkreis und hat einen melancholisches Song zur Beruhigung der Nerven parat. Mit weichen Stimme sorgt er für eine kurzfristige Erholungspause. Könnte die Künstliche Intelligenz ein Ausweg sein? Doch der KI (Marina Dessau), die am Schluss lächelnd auftritt und sogar in der Lage ist, ein Lied zu singen, ist auf keinen Fall zu trauen. Auf ihre "Liebe", die sie treuherzig blickend ankündigt, will man auf keinen Fall angewiesen sein. Der letzte Programmpunkt "die Todesmeditation" endet damit, die Zuhörer darauf hinzuweisen, dass sie noch am Leben seien, und die Frage anzuschließen: "Was fangt ihr mit euer verbleibenden Lebenszeit an?" Spätestens dann ist die politische Botschaft dieses vierten Teiles klar: Die Bewohner der "ersten Welt" müssen etwas tun, damit all das, was dieser Prediger androhte, nicht wahr werden muss.
Jeden neuen Stream leitet der Moderator, der wie apokalyptischer Prediger daherkommt, mit einem Gebet ein, der die Zusammenkunft um das Lagerfeuer wie ein Sektentreffen erscheinen lässt. Er erinnert damit einerseits an den Ausgangspunkt, der in der Offenbarung des Johannes zu finden ist, und gibt andererseits den Untergangsszenarien einen Hauch Verschwörungstheorie. Denn damit spielt die ganze Inszenierung: Was ist ernst, was als Parodie gemeint? Ein tolle "performative Propagandaleistung", die die Theaterkooperative "internil" um Moran Sanderovich und Arne Vogelgesang als Gastspiel im Lichthof zeigte. Das ist Theater, das berührt, aufrüttelt und direkt erreicht. Birgit Schmalmack vom 26.6.19
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111 - ÜBERN BERG, Theater Kehrwieder Kleiner Mann, was nun?
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