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| Der Himmel über Persepolis, W3 |
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Der Himmel über Persepolis, W3
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Vielschichtige Persönlichkeit Schicht um Schicht legt der Künstler Michel Lamoller an der Staffelei frei. Mehrere Porträts von Graziella Schazad hat er dafür übereinander gelegt und zeigt nun mit seinem Cutter, was in der nächsten Lage darunter zum Vorschein kommt. Wo und wie findet ein Mensch, der mit mehreren Kulturen und Heimaten aufwächst, seine Identität? Graziella Schazad zeigt mit ihrem Abend "Der Himmel über Persepolis", den sie gemeinsam mit dem Regisseur Anatoly Zhivago entwickelt hat, dass es nicht um ein Entweder-Oder sondern um das Ineinanderfließen geht. Die beiden Performer nutzen dafür weniger die Sprache als vielmehr das Medium, in dem sich Graziella sich am besten auskennt: die Musik. Die Songwriterin lässt am liebsten ihre Geige sprechen. Äquivalent zum Vorgehen an der Staffelei legt sie dazu mit Hilfe der Loop Station mit Klopfen, Streichen und Schlagen Soundschicht um Soundschicht übereinander, um dazu eine Melodie zu spielen. Sie nutzt dabei Anregungen aus Ost und West, aus Okzident und Orient. Sie lässt die verschiedenen Klangfarben ineinander fließen und zu etwas Neuem werden. So wie die Lava-Lampe, die sie stets als erstes fasziniert betrachtete, wenn sie bei ihrer Oma zu Besuch war. Wie diese in langsamer, harmonischer Veränderung immer neue Formen erschuf, ohne etwas auszusondern. So wird sie zu einem Symbol für die Veränderungen im Leben einer Frau, die ihre verschiedenen Anteile zu vereinen sucht. Leicht ist diese Aufgabe nicht. Auch wenn derweil ihr Gegenüber in Gestalt von Zhivago vor ihrer Nase nonchalent mit einem bunten Wasserball herum jongliert. Auch die Umwelt sucht nach einfachen Einsortierungsmöglichkeiten. Woher kommst du? Wieso sprichst du so gut deutsch? Wo ist deine Heimat? Was gehst du wieder zurück? Schazad macht es ihren Zuschauern nicht leicht. Zum Kopftuch, aus dem der Haarschopf hervorlugt, trägt sie eine halbtransparente Bluse mit tiefen Rückenausschnitt. Diese Frau mag für vieles eine Projektionsfläche bieten und ist dennoch ganz sie selbst. Das wird auch im letzten Lied klar: Der Beat, den sie auf der Loop Station erzeugt ist mitreißend, ihre Geigenmelodie verträumt und der Text, den sie dazu singt auf Sanskrit. Diese Frau ist ein wunderschönes Geheimnis, das sich denen gerne mitteilt, die an einer wahrhaftigen Verständnis einer vielschichtigen Persönlichkeit Interesse haben. Zhivago und Schazad nahmen sich das Buch und den Film "Persopolis" von Marjane Satrapi zum Ausgangspunkt ihrer eigenen künstlerischen Erkundungsreise. Ein atmosphärisch sehr dichter Abend ist dabei herausgekommen, der jenseits der intellektuellen Ebene ein Gefühl über den Reichtum eines Menschen erzählt, der mehr als eine Wahrheit kennen gelernt hat. Die Performance findet nochmal am 11.04.2019 in der Werkstatt 3 in Altona statt. Birgit Schmalmack vom 29.3.19
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James Tiptree Jr.s polysexuelle Aliens, Lichthof Novecento, Theaterdeck
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