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Rudis Resterampe
Die Großstadt sei das wirksamste Verhütungsmittel, schimpft die vermögende Single-Frau. Um diesen Umstand zu verändern, hat sie sich mit vier weiteren Frauen und fünf Männern zu einem Speeddating getroffen. Fünf Minuten haben die immer neu zusammen gestellten Paare nun Zeit sich kennen zu lernen.
Die Quasselstrippe ist ganz neu in der Stadt. Der Controller ist auf der Suche nach der großen Liebe. Die vermögende Dame will den Mann treffen, der zugleich eifersüchtig und tolerant ist. Die Yogalehrerin erspürt sofort eine schlechte Aura ihres Gegenübers. Die Ernährungsberaterin betrachtet Sex als ihr liebstes Hobby. Der Hobbykoch ist ein stotternder Dauerredner. Der Italiener entpuppt sich als arroganter Macho mit Pasodoble-Zuckungen. Der Patenkirchner Holzhändler geht zupackend auf jede neue Chance zu. Der Politikstudent schläft am liebsten in einer festen Umarmung ein. Die schüchterne Krankenschwester hat von ihren Kollegen das Ticket für das Speeddating geschenkt bekommen.
Wer sich wie der Controller gut vorbereitet hat, bringt einen Notizblock mit ausgearbeiteten Ankreuzbögen mit. Die anderen behelfen sich mit Fragen wie nach der schönsten Überraschung. Schnell stellt man fest: Auch in fünf Minuten kann man in viele Fettnäpfchen treten, wenn von Leben enttäuschte Menschen aufeinander treffen.
Nach der Pause wird die Neugier gestillt, wie es nach der Single-Show weitergeht. Wer trifft sich noch mal? Wie sehen die ersten Treffen in freier Wildbahn aus? Regisseurin Katja Wolff lässt alles auf leerer Bühne zwischen glitzernden Streifenvorhängen spielen. Ein perfektes Bild (Bühnenbild: Cary Gayler) um die Künstlichkeit der Begegnungen deutlich zu machen. Schon durch die Verschiebung der silbernen Würfelhocker kann eine neue Gesprächssituation angedeutet werden.
Nur ein Paar erkennt klar den Fallstrick: Obwohl sie sympathisch sind, verabreden sie am Ende keine Telefonnummern auszutauschen. Nur falls sie sich zufällig wieder treffen sollten, werden sie diese 2. Chance nutzen. Bei einem Supermarktbesuch ist es dann soweit: Jens klappt den Getränkekistenhalter an seinem Einkaufswagen aus und Susanna fährt mit ihm gemeinsam davon.
Die Figuren sind in der Komödie von Ralf Westhoff gut gezeichnet. Auf der Bühne des Winterhuder Fährhauses lieben einige Darsteller ein wenig zu sehr die Übertreibung. Die Quasselstrippe ist eine Spur zu aufgedreht, die Bewegungen des Vielsprechers ein wenig zu spastisch und der Italiener etwas zu gewollt auf Latinmacho getrimmt. Trotz dieser kleinen Mängel Theater, das bestens unterhält und gleichzeitig von guter Beobachtungsgabe zeugt.
Birgit Schmalmack vom 3.1.12
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