Die Verwandlung, Nachtasyl


Verkriechen

Georg Samsa windet sich auf seinen durchwühlten Laken im Schlaf. Er bäumt sich auf. Er will sich aufbegeben, doch scheitert schon an einer einfachen Drehung seines Körpers. Nach minutenlangen Bemühungen rutscht er schließlich ermattet vom Podest auf den harten Boden. Mittlerweile ist klar: Der junge Handelsvertreter wird es nicht mehr pünktlich zu seiner Arbeit schaffen. Schon melden sich vor seiner Zimmertür die Stimmen seiner Eltern, seiner Schwester und schließlich seines Vorgesetzten. Doch die erklärenden Worte, die Samsa als Sturzbach zu seiner Rechtfertigung hervorzubringen versucht, scheinen nicht auf Verständnis zu stoßen. Georg muss erkennen, dass er für die anderen nur unverständliche Laute produzieren kann. Doch nicht nur seine Stimme hat sich verändert, sondern auch sein Körper. Er hat sich über Nacht in einen Käfer verwandelt.
Mühsam ersucht Sven Schelker in der Mitte des Nachtasyls die Kontrolle über seine Extremitäten zu erlangen, doch er kann nur durch den Raum stolpern. Am liebsten verkrieche er sich unters „Canapé“, verrät er noch, und verschwindet schließlich in der Podestverschalung, während die Stimmen seiner Eltern und Schwester noch über seine Beseitigung beraten.
Anton Kurt Krause (Einrichtung) und Ute Radler (Ausstattung) haben zusammen mit dem fulminanten Schauspieler Sven Schelker in knappen vierzig Minuten die Geschichte von Franz Kafka in eine eindrucksvolle Bildersprache übersetzt. Das abrupte Ende kommt ebenso überraschend wie für Samsa seine Verwandlung.
Birgit Schmalmack vom 13.10.14