Titanic, Theater Das Zimmer
Titanic, Schöne Menschen spielen große Gefühle
Theater Das Zimmer, Foto: Patrick Bieber
Für alte und neue Fans von großen Gefühlen
Mittendrin ein Begrifferaten wie bei den Montagsmalern: „Da hat meine Freundin letzten Sommer gejobbt, nur der erste Teil.“ „Dahin haben wir neulich eine Wanderung unternommen, jetzt beides zusammen.“ Natürlich: Eisberg ist die Lösung für alle Rätselfragen, die sich Anke Bautzmann und Tobias Schaller zuwerfen. Nur einer der witzigen Einfälle, um aus dem Liebesdrama „Titanic“ einen Abend zu machen, der eher Lachmuskeln als Taschentücher erfordert. Im Theater Das Zimmer ist es Regisseur Lars Ceglecki mit seinem schon in „Tagträumer“ erprobten Darstellerteam gelungen, einen informativen, unterhaltsamen und persönlichen Abend zu gestalten. Auf der kleinen Bühne brauchen die Beiden nur ein Klavier, ein paar Hüte, ein Kleid und ein paar Holzkästen, um in die zahlreichen Rollen des Filmklassikers zu schlüpfen. Und ganz nebenbei auch noch viele Informationen zu den Dreharbeiten, dem Filmcast, den Kosten und Einspielergebnissen des Films einzustreuen. Zu verdanken ist diese Zweipersonenfassung der Comedia Köln, die auch in der Hamburger Umsetzung für Begeisterung unter alten und neuen Fans des Titanic-Stoffes sorgt. Denn auch die letzteren gibt es, wie die Spontanumfrage zu Beginn ergibt. Doch jeder, auch die, die den Film noch nie ganz gesehen haben, werden am Schluss den Song „My Heart Will Go On“ mitsingen können. Ebenso einige Szenen wiedererkennen, die zu Ikonen der Filmgeschichte gehören.
Wie die erste: Zu Beginn steht Rose an der imaginierten Reling und will schon springen. Jack zieht sie sanft zurück. So der sprechende Beginn einer Liebe zwischen der Upperclass-Tochter Rose und dem armen, aber talentierten Künstler Jack. Während die eine im Oberdeck der Titanic residiert, schläft der andere im Schlafsaal des Unterdecks. Ihre beginnende Freundschaft ist nicht vorgesehen und weckt umso mehr sehnsüchtige Gefühle. Zumal Roses eigentlichem Verlobten keine Sympathie erweckenden Auftritte vergönnt sind. Auch nicht in der Kurzversion im Theater Das Zimmer.
Die zweite Reling-Szene darf natürlich auch hier nicht fehlen. Während Jack seine Rose umschlingt, öffnet diese ihre Arme und ruft: „Ich fliege!“ Doch dann nähert sich der zuvor erratene Eisberg und die als unsinkbare Titanic bricht in zwei Hälften. Auch die letzte Szene findet auf das Parkett des kleinsten Theaters in Hamburg: Doch hier liegt Rose nicht auf einem Türblatt, sondern oben auf dem Klavier und Jack hält ihr kniend die Hand. So lange, bis er versinkt. Kurz ein rührender Moment. Doch halt, schließlich ist dies heute eine Komödie und so stimmen alle zusammen in den berühmten Titanic-Song ein. Aber erst nachdem sie die schnulzige deutsche Version von Vicky Leandros über sich ergehen lassen mussten. Erleichtert geben sich alle zusammen den Erinnerungen an die Geschichte „Schöne Menschen spielen große Gefühle“, wie der Untertitel es versprach, hin. Einhellige Meinung im Publikum: Äußerst gelungen, super gespielt, mit einem Wort: hervorragend.
Birgit Schmalmack vom 27.12.25
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