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Sommernachtstraum

Sommernachtstraum

Alles Inszenierung, alles Show

Hier ist alles Inszenierung. Hier ist alles Show. Im Schnelldurchlauf wird auf der Leinwand klar gestellt, um was es geht. Wer will mit wem? Wer darf wen nicht kriegen? Wer flieht mit wem? Wer verrät wen? Doch immer gilt der Blick nicht dem geliebten Gegenüber sondern einzig der Kamera. Seh ich gut aus? Komme ich gut rüber?
Ein düsterer Traum ist es, dem sich die Liebenden hier in einer Sommernacht hingeben. Schwarze Ascheblätter liegen auf dem Boden. aus einer schwarzen Hecke die Liebespaare tauchen auf, bleiben stecken, rutschen ab und versinken ganz. Diese Menschen lieben nicht; sie inszenieren nur ihre Gefühle. Doppelt hält besser: Auf der Leinwand im Hintergrund werden sie gleichzeitig als Stars in Szene gesetzt, entweder beim Dreh für die nächste Hollywood-Schmonzette oder in der Zirkus-Manege.
Doch auch die Show im Sommernachtswald kann sich sehen lassen. Oberon und Titania treten als die glamourösen Stars in ihrer eigenen Tranvestiten-Show auf. Titania singt düstere Popsongs zu lasziven Bewegungen. Die Elfen leisten am Keyboard und E-Gitarre oder als Backgroundchor ihre Dienste. Sebastian Rudolph überragt auf seinen Higheels sein „Pummelchen“ Oberon (Bruno Cathomas) um Längen.
Der kleine wuselige Puck wird von Regisseur Pucher ganz gegen den Strich besetzt. Jens Harzer ist ein wortkarger strenger Intellektueller im schwarzen Maß-Anzug. Kein vorschneller Aktionismus sondern strategisches Manipulieren ist sein Geschäft. Ihm sind die Menschen suspekt. Und dem leidigen Aufwallen ihrer leidenschaftlichen Gefühle misstraut er ganz und gar. Er bleibt der Strippenzieher im Hintergrund, der sich nur vermeintlich von Oberon dirigieren lässt. Dieser ist dagegen ein hyperaktiver, aufbrausender, tapsiger Wüterich im langen Ledermantel, dem es nur darum geht, seine schöne Herrin Titania wieder zurück zu erobern. Dass das Studio Braun für das Zwischenspiel der Handwerker engagiert wurde, geriet dabei zur (überflüssigen) Nebensache.
Ein großes Theaterspektakel ist dieser Sommernachtstraum am Thalia-Theater. Pucher hat viel aufgefahren, um die Lächerlichkeiten und die Selbstinszenierungen der Liebe zu präsentieren. Ins schnurrende Abspulen der Ideen und Gags baut Pucher immer wieder Pausen des Innehaltens ein. Dann hakt die Show. Wenn dann Puck seine kritischen nölenden Anmerkungen in die Stille setzt, ist die irritierende Wirkung perfekt.
Birgit Schmalmack vom 18.3.13



Zur Kritik von

spiegel-online 
nachtkritik 
welt 
taz 


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