Königs schenken nach, Schmidts Tivoli

Dioe Königs schenken nach, Tivoli
Fotocredit Szenenfotos: Morris Mac Matzen
Uns geht‘s gut
In der Kellerwohnung auf dem Kiez wird der Kronleuchter von der Decke gelassen. Die Küchentischstühle haben rotsamtene, mit Königskrone verzierte Überzieher bekommen. Denn die Oma hat ein Glückslos gezogen und richtig viel Geld gewonnen. Das befördert die bisher äußerst prekär lebende Familie König nun auf einmal in die Klasse der Wohlhabenden. Was aber keinesfalls bedeutet, dass sie weniger Probleme als zuvor aufhäufen. Ihre Familiensolidarität wird also weiterhin auf harte Proben gestellt. Zumal Papa König (Götz Fuhrmann) Solidarität immer nur als einzufordernde Aktivität seiner Kinder versteht, während er sich zu einem Bier oder Härterem an den Tresen seiner Stammkneipe verzieht. Dass er im Vollsuff seinen Enkel gegen ein Fass Bier eingetauscht hat, dass sich dieser Enkel als Kind eines Mafiabosses herausstellt, dass Oma statt in der Kellerwohnung zu bleiben, es vorzieht mit ihrem Geld auf eine Karibikinsel zu verschwinden, dass Nachbarin Berta (Carolin Spieß) unter Vortäuschung einer falschen Schwangerschaft ihre alte Liebe Papa König doch noch in ihr Bett lockt…. Die Verwicklungen nehmen kein Ende. Und sorgen angereichert durch die mal gefühl- und mal humorvollen Songs inklusive eindrucksvoller Lichtshows und verkleidungsstarker Choreographien für großen Unterhaltungswert. Denn die Familienmitglieder kommen auf interessante, unkonventionelle Lösungsansätze, natürlich nicht nur legale.
Der zweite Teil des Kiezmusicals von Martin Lingnau, Heiko Wohlgemuth und Mark Needham über die sympathische Undergroundfamilie aus lauter Individualisten erfüllt die hohen Erwartungen an eine Unterhaltung, die lustvoll mit Kiezklischees spielt, ihre Charaktere aber nie verrät, und die freudig Klamauk abliefert, aber nie ins Geschmacklose abdriftet. Hier kann man sich amüsieren, ohne sich hinterher dafür schämen zu müssen.
Birgit Schmalmack vom 8.9.25
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