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THEY THOUGHT THEY WERE FREE, Sprechwerk Angesichts heutiger Entwicklungen in der weltpolitischen Lage können Beschreibungen des schleichenden Prozesses der Normalisierung des eben noch Unsagbaren nur aufrütteln. So wurde das anschließende Angebot des Sitzkreises auf der Bühne von den Zuschauenden gerne in Anspruch genommen. Hier gab es Raum für das Teilen von Gefühlen, Gedanken und Handlungsoptionen. Ein anregender Abend, der zeigt, dass politisches Theater notwendiger denn je ist.

Copenhagen, University Players Über zweieinhalb Stunden fesselt Frayns Versuch der Erinnerung dreier Menschen auf die Spur zu kommen ohne einen Moment der Ermüdung. In der sensiblen Regie von Marlon Hoffmann brillieren die drei Darsteller. Jeder von ihnen verkörpert seine Rolle mit jeder Geste überzeugend. Dabei unterstützt das intime Setting, die intensive und bewegende Faszination des Textes. Die Schauspieler stehen, sitzen und reden mitten unter den Zuschauenden, die dieses Mal ebenfalls auf der Bühne Platz genommen haben. Drei Stühle und zwei angedeutete Türen reichen den Drei, um ihre Gedanken um ihr Publikum kreisen zu lassen.

Dialogues des Carmélites, HfMT Die große Sommeroper an der Hochschule für Musik und Theater lebt von der konsequenten Umsetzung des Stoffes, sanfter Modernisierung und großer Emotionalität. Die Hauptrollen sind mit Sängerinnen besetzt, die alle ihrer eigenen Persönlichkeit vollen Ausdruck verleihen dürfen. So hat selbst in einer so strengen Gemeinschaft wie der eines Klosters die Individualität jeder Einzelnen ihren Platz und findet dennoch erst in der gemeinsamen Ausrichtung ihres Handelns ihre Stärke. Eine starke Produktion, die die Sprache der Musik nutzt, um sich für Dialog und Zusammenhalt auszusprechen.

ODYSSEE | DIE ANKUNFT, Lichthof Eine starke Choreografie, die die Zuschauenden in einen Sog zieht. Man hätte sich gewünscht, dass den Fliehenden ein wenig Hoffnung vergönnt wäre. Doch diesen Gefallen tun einem die künstlerischen Leiterinnen Anna Semenova-Ganz und Tanya Chizhikova nicht. Sie und ihr Team wissen, wovon sie sprechen. Das gesamte künstlerische Team musste aus der Ukraine fliehen. Angesichts der derzeitigen politischen Entwicklungen kann es keine Hoffnung geben. Auch auf der Bühne nicht.

Tagebuch vom Ende der Welt, Lichthof Regisseur Fabian Gerhardt hat den so wichtigen Stoff, der es aus Russland herausgeschafft hat, auf die Bühne gebracht. Mit der in Moskau geborenen und in Deutschland ausgewachsenen Schauspielerin Anastasia Gubareva macht er ihn zu einem berührenden Zeugnis der Widerständigkeit in einem Land, das keinen Widerspruch zulässt. Unterlegt mit russischen Liedern, die Anastasia an der Gitarre singt oder zu denen sie tanzt, gibt er die Zuschauenden Einblick in die Gefühlslage der Russen und Russinnen, die sich im Inneren Widerstand befinden. Der Text zeigt, dass das Fehlen des öffentlichen Protestes keinesfalls bedeutet, dass er nicht vorhanden ist.

Retina Maneuver, Sprechwerk Beeindruckend wie klug diese Performance dramaturgisch aufgebaut ist. Sie zieht den Zuschauenden über das ganz persönliche Kennenlernen eines sympathischen Menschen, der einen Popsong singt, in eine Geschichte hinein, die für das deutsche Publikum eigentlich sehr weit weg ist. Den Konflikt zwischen Taiwan und China. Ganz allmählich wird der Zoom auf diesen Menschen immer gröber eingestellt. Die Beschränkung der Freiheiten in China in künstlerischen Kreisen, die Demonstrationen in Hongkong, die Verarbeitung von kriegerischen Auseinandersetzungen in Hollywood bis hin zu der großen Frage, ob auch ein Pazifist für die Verteidigung seines Landes in den Krieg ziehen würde.

Michael Kohlhaas, Theater Das Zimmer Immer wieder müssen die beiden Schauspieler zum Endapplaus auf die kleine Bühne kommen. Das bis auf den allerletzten Platz (inklusive Klappstühle aus der Abstellkammer) gefüllte Theater zeigte sich zu Recht völlig begeistert von der Inszenierung, die ohne den Text zu verändern, das Stück so behutsam in die heutige Welt übertragen hat, dass sich die Handlung ganz natürlich in einer Amtsstube entwickeln konnte. Ein kleines Kunststück, das hervorragend funktionierte.

Stunde Null, Axensprung Theater Das Axensprung Theater hat es wieder einmal verstanden, im Eintauchen in die Innereien einer Hamburger Familie die Geschichte lebendig werden zu lassen. Die Beziehungen dieser fünf Menschen bilden ein Konzentrat der Konfliktlinien zwischen den einzelnen Personen und den Bevölkerungsgruppen, für die sie stehen. Drei Freunde mit unterschiedlichen politischen Ansichten. Eine Frau, die zuerst mit dem einen, dann nach dessen Flucht mit dem anderen verbandelt ist. Und die Tochter, von dem man bis zum Schluss nicht weiß, wer ihr leiblichen Vater ist. Vier Personen, die in die Vergangenheit auf die ein oder andere Weise verstrickt sind, und eine junge Frau, die voll Hoffnung auf die Freiheit ihrer Zukunft blicken möchte.

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