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Weibsteufel

Weibsteufel
Spirale der List
„Mein Mann ist mein Kind, er braucht mich“, sagt die Frau. Zwar sei ihr Mann nicht der Stärkste, aber er sei schlau. Mit Hehlerei von Schmuggelware verdient er sein Geld, bis der neue Jäger ihm in der Quere kommt. Der Ehemann setzt seine schöne Frau auf den großen, kräftigen Grenzjäger an. Die tut ihm widerwillig den Gefallen, doch mit gewünschtem Erfolg: Der Jäger fängt Feuer, vergisst seine Pflichten und der Mann kann ungestört seinen Geschäften nachgehen. Doch seine Schlauheit hat einen Haken: Nachdem seine Frau das Blut der Leidenschaft geleckt hat, will sie raus aus ihrem engen Leben mit ihrem Mann. So nimmt sie die Fäden in die Hand.
Nur vorsichtig konnten die Drei sich auf dem riesigen Berg aus Baumstämmen, die mächtig die ganze Bühne verstellen, bewegen. Gefangen waren sie in ihrem Beziehungsgeflecht. Doch nun steigt die Frau aus. Von der Bühnendecke hängt sie frei und den Baumstämmen enthoben herab. Selbstbewusst ruft sie: „Von den Männern aufgerissen und abgerichtet. Jetzt bin ich da!“
Erst die letzte Szene des weiblichen Befreiungsschlages spielt unten vor dem Holzstapel. Nun tanzt die Frau ungehemmt im halboffenen Kleid leichtfüßig vor den Männern. Sie macht sie so heiß, dass sie das Messer zücken. Zum Schluss hat sie ihr Ziel erreicht: Ihr Mann ist tot, der Jäger der Mörder, sie ist frei.
Hoch über ihrem Geliebten steht sie in der Schlussszene auf einem der Baumstämme. Auf ihn herabblickend stellt sie sachlich fest: Du hast ihn umgebracht, ganz alleine! Minichmayer ist eine umjubelte Bestbesetzung für diese Rolle. Mit ihrer dunklen, variantenreichen Stimme kann sie Kindfrau, Vamp, Domina, Herrin und Weibchen sein. Sie ist Täter und Opfer zugleich. Werner Wölbern gibt den kleinen „Giftzwerg“ ebenso überzeugend wie Nicholas Ofczarek den Macho, der bei dieser Frau ganz schwach wird.
Eine Inszenierung von Martin Kusej des Wiener Burgtheaters, das beim Gastspiel während des Theaterfestivals einhelligen Beifall erhielt.
Birgit Schmalmack vom 30.09.10

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