Paris 1871 Bonjour Commune
Paris 1871 Bonjour Commune
Selbst genügsam
In der K2 werden die Zuschauer selbst Teil einer Bilderwelt. Mitten in einer Videoprojektion auf alle vier Wände dürfen sie gemütlich Platz nehmen. Sofas stehen auf den Podesten. Die Klappstuhlreihen der Zuschauertribüne sind im Nebel verschwunden. An alle Wände sind schwarz-weiße Zeichen projiziert. Wörter wie Solidarität, März 1871, Freiheit, Bürgerwille, Republik sind zu entziffern.
Doch zunächst geht das Einfühlen durch den Magen. Showcase Beat le Mot hat für seine Gäste der Commune gekocht. Es gibt Coque au vin, Baguette und Rotwein. Danach darf man wohl gestärkt und leicht berauscht in die Ideenfluten der Revolution eintauchen, die Showcase Beat Le Mot bereiten. Da steigen die Revolutionäre aus den Särgen heraus. Da werden mit selbst gebastelten Wurfmaschinen die Protestflyer in die Luft geschossen. Da wird eine Gurke auf einer Miniguillotine geköpft. Da wird die Aktionslosigkeit von heute beklagt. „Wir könnte ja mal, aber....“ Da werden Reden begonnen an: „Liebe Salatköpfe, liebe Brandverordnungen, liebe Waffennarren, liebe Afghanen, liebe Syrer, liebe Libyer, liebe Türken...“, aber bleiben ohne weiteren Inhalt.
Die Projektionsbeamer schaukeln an Stangen und lassen immer neue Ausschnitte auf die weißen Würfel und die schwarzen Wände treffen. Die roten Brillen, die auf allen Plätzen bereit lagen, kommen zum Einsatz, als einer der vier Showcase-Mitglieder unter einem Moskitonetz, das mit roten Laserlichtern in ein Strahlennetz verwandelt wird, zu tanzen beginnt.
Die Bilderwelt der vier Performancekünstler ist verspielt, assoziationsreich, witzig, aber verzichtet bewusst auf intellektuellen Tiefgang. Paris 1871 wird so zum Anstoß zu einem Bilderreigen, der sich selbst genügt.
Birgit Schmalmack vom 11.6.11
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