As if stranger
As if stranger
http://www.kultiversum.de/Tanz-Ballet-Tanz/Der-Kalender-Richard-Siegal-Stranger-Stranger-Report.html
Zwischen Körper und Technik
Kabel strömen aus der Wand. Verzerrte Klänge sirren aus den Boxen. Nur drei Monitore erleuchten dem schwarzen Bühnenkasten. Auf ihnen sind einzelne Körperteile in Nahaufnahme zu sehen: Mund und Hände. Das Licht dämmert. Ein Mensch (Richard Siegal) robbt auf dem Boden zwischen den Kabeln umher. Ein weiterer (Camille Revol) löst sich von der Bildschirmreihe und windet sich auf die erste Gestalt zu. Zunächst wurmgleich erkunden sie bald wie Insekten, die ihre Tentakel zum Ertasten in die Luft strecken, das Terrain. Mit den Zuschauern in der ersten Reihe nehmen sie mit den Füßen Kontakt auf. Die beiden Insekten stoßen zusammen und wagen mit erkundenden zaghaften Aufwärtsbewegungen einen Vorstoß in die Höhe. Noch ist der Boden stets in der Nähe, dann stehen sie aufrecht. Auch in der Senkrechten winden und verdrehen sie ihre Körperteile scheinbar ohne Beschränkung der Gelenke. Zur improvisierten Cellomusik von Wolfgang Zamastil beginnt ein Pas de deux, in dem es kaum Berührungen gibt. Die eine Bewegung des einen bewirkt die nächste des anderen. Wer hier die Führung hat, ist nicht auszumachen.
Der ehemalige Forsythe-Tänzer Richard Siegal hat seine If/Then-Technik weiter entwickelt. In dem Stück „As if stranger“ verknüpft er sie mit Zitaten von Sol Lewitt, John Baldessari, John Cage, Friedrich Nietzsche und Gertrude Stein zu einer Bewegungsinstallation, deren innovativer Choreographie schon ohne weitere Zutaten fasziniert hätte.
Birgit Schmalmack vom 11.6.11
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