Nach der Probe
Nach der Probe
Traumspiele
Regisseur Henrik Vogler liebt die sanfte Melancholie eines stillen Theaters. So bleibt er nach der Probe im leeren Zuschauerraum und löscht das Licht. Doch die junge Schauspielerin Anna stört ihn. Sie sucht den Kontakt zu dem erfolgreichen Künstler, der sie, die unerfahrene Nachwuchsschauspielerin, für eine große, schwierige Rolle in Strindbergs Traumspiel engagierte. Henrik Vogler lässt sie gerne an seinen Weisheiten teilhaben. Er philosophiert um den Sinn und Unmöglichkeiten des Theaters, ihrer Berufe im Besonderen und des Lebens im Allgemeinen. Sie versucht mitzuhalten, es treiben sie jedoch andere Fragen noch mehr um: Warum wählte er ausgerechnet sie? Nahm er sie, weil sie die Tochter der großartigen schönen Schauspielerin Rakel ist oder weil er tatsächlich an ihr Talent glaubt? Oder ist er an ihr persönlich interessiert? Das sie auch letzterem gegenüber nicht abgeneigt wäre, führt die Beiden zu einem Traumspiel: Henrik erspinnt mit ihr zusammen eine Liebesgeschichte, auf die er sich gerne eingelassen hätte, wenn er 10 Jahre jünger wäre. Selbst unter den verbesserten Bedingungen wäre diese Beziehungsgeschichte aber leidvoll ausgegangen. Man wäre im Streit der unerfüllten Sehnsüchte nach Beendigung der gemeinsamen Arbeit auf der Bühne auseinander gegangen.
Ein weiteres Traumspiel ereignet sich mitten in ihren Annäherungsversuchen: Annas Mutter (Oda Thormeyer) platzt als hysterische, alternde Ex-Schauspieldiva zwischen die Stuhlreihen. Sie will ein letzte Chance von Henrik: sowohl als Bettgefährtin als auch als Besetzung für eine große Rolle. Doch diese Frau, die Anna in zwanzig Jahren sein könnte, ist zu sehr durch ihre Enttäuschungen, ihren Alkoholkonsum, ihre Verbitterung gekennzeichnet.
Ein intensives Kammerspiel hat Regisseur Luc Perseval mit den drei hervorragend besetzten Schauspielern auf die Spiegelbildbühne mit dem steil ansteigenden Stuhlreihen eingerichtet.
Birgit Schmalmack vom 23.10.09
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