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Look

Look, look+ Attitude-ein Fashionevent
Zwei Frauen, ein Berg Kleidung – daraus wird in „Look, look“ eine unterhaltsame und hintersinnige Kreativitätsshow der besonderen Art. Anne Juren und Kroot Juurak schaffen es ohne jede weitere Zutat aus einer Altkleidersammlung eine spannende Vorführung zu machen. Sie zeigen dabei wie spielerisch Mode-Ideen kreiert werden können. Sie versäumen aber nicht, dabei aber gleichzeitig auch bestehende Modevorstellungen zu karikieren und Kleidungsvorschriften, die insbesondere für die Rolle der Frau existieren, zu kommentieren.
Besonders Männerkleidung scheint für die beiden Performerinnen eine Quelle der Inspiration zu sein. Während die eine aus Männeroberhemden immer neue Kreationen von Kleidern erschafft, benutzt die andere Männerhosen und Sakkos, um sie mit dem Futter nach außen in Kleider, Hosenanzüge, Boleros und Röcke zu verwandeln. Gerne spielen die beiden Frauen mit dem Thema Verhüllen und Entblößen. Immer wieder verschleiern sie in Variationen ihr Gesicht, während ihre Brüste unter der transparenten Oberkleidung hervor scheinen.
Ganz anders ist die Haltung der Mode gegenüber in „Attitude“. Doch zunächst scheint nichts auf ein „Fashionevent“, wie der Titel verheißt, hinzudeuten. Auf dem Laufsteg erscheinen Menschen in weißen Overalls, die einwandfrei als ein Produkt aus der Massenfabrikation und nicht eines Modeschöpfers zu erkennen sind. Die Wegwerfartikel stammen aus dem Baumarkt. Die Tänzer scheinen eigentlich für eine Überzeugung aufmarschiert zu sein, doch für welche? Auf ihren Transparente, die sie vor sich hertragen, fehlen die Botschaften.
Doch die zahlreichen Zuschauer in der überfüllten K2 werden nicht enttäuscht: Im schnellen Wechsel mit den weißen Überzeugungsträgern kommen echte Models den Pappkartonlaufsteg herunter und präsentieren zwischen den kleinen subversiven Einlagen die angekündigte, ökologisch hergestellte Mode. Ganz ohne Birkenstock– und Schlapper-Charme kommt die gezeigte, ethisch korrekte Mode aus.
Gut vorbereitet durch „Look, look“ erkennt man einige Ideen wieder, die anscheinend ganz ähnlich wie bei den beiden Performerinnen ihren Ursprung nahmen.
Birgit Schmalmack vom 22.8.09

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