Kurzkritiken zu DSH-Nov
Kurzkritiken zu Wiederaufnahmen
Schauspielhaus
Die Dreigroschenoper
Der Mensch an sich ist schlecht
Eine öde Steinwüste ist die Erde, auf der die Menschen ihr Leben fristen müssen. In hautfarbenen Trikots ohne jede Verkleidung kommt ihre Natur gnadenlos zum Vorschein. Und die ist schlecht.
Berthold Brecht weiß, warum: "Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral". Nur Gaunerei und Korruption füllt die Mägen.
Die Musiker sind Teil der Bühne und blasen mitunter den Schauspielern direkt den Marsch. Durch frei improvisierte Überleitungen wird Weills Musik intelligent weitergedacht. Regisseur Jarg Patakis gewinnt der Dreigroschenoper eine abstrakte, neue Sichtweise ab. Stilisiert nimmt er den Figuren zwar ihre Persönlichkeit, aber schenkt ihnen dafür eine artifizielle Universalität, die jedem folkloristischen Ansatz vor vornherein eine Absage erteilt. Tolle Inszenierung!
Romeo und Julia
Die schuldige Masse
Der schwarze Bühnenkasten hebt sich. Eine blubbernde Ursuppe des Lebens wird sichtbar. Zahlreiche Leiber wabern in einer ununterscheidbaren Masse Mensch umeinander. Noch sind sie nicht die Vertreter zweier unterschiedlichen, verfeindeter Clans: der Montagues und der Capulets. Ein stummer Chor ist in der Inszenierung von Regisseur Klaus Schumacher Zuschauer, Kommentartor und Beschleuniger in einem. Die Masse wird so zum Mit-Schuldigen.
Diese feinen Kommentare verändern den Blick auf das berühmteste Liebespaar der Welt "Romeo und Julia", das frisch und herzerwärmend zugleich von Julia Nachtmann und Aleksandar Radenkovic gespielt wird.
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