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Isabellas Zimmer

Isabellas Zimmer

Leidenschaftliches Plädoyer für das Leben im Jetzt

Isabellas Zimmer besteht aus Geheimnissen. Dass sie auch Lügen symbolisieren, erfährt sie erst viel später. Sie wuchs als Stiefkind des Leuchtturmwächters Arthur und seiner Frau Anna auf einer einsamen Insel auf. Ihr wurde stets erzählt, sie sei die Tochter eines Wüstenprinzens. Mit seinem Bild versehen, wird sie nach dem Selbstmord Annas und dem Verschwindens Arthurs nach Paris in ein Zimmer geschickt, das sich angefüllt mit afrikanischen Kunstgegenständen ist.

In der Rückschau erzählt die mittlerweile erblindete, über achtzigjährige Isabella von ihrem Leben. In Paris träumt sie zwar von einer nach Afrika, um ihren Vater zu finden, vergisst aber darüber nie das Leben in der Gegenwart. Zahlreiche Liebhaber und einige große Lieben bestimmen das Leben der sinnenfrohen Lebenskünstlerin Isabella. Obwohl sie stets der Wahrheit lebt, wird ihr Lebensthema die Lüge bleiben. Erst nach dem Tod Arthurs erfährt sie dass ihre Sehnsucht nach Afrika auf einer Lüge gegründet ist, die in Wirklichkeit eine grausige Wahrheit verbergen sollte.

Für das Studierendenprojekt Macht-kein-Theater! hat Henri Hüster, der auch den Erzähler gibt, das Stück von Jan Lauwers sensibel umgesetzt. Dank Maria Börner in der Hauptrolle wird die Inszenierung zu einem berührenden Erlebnis. Sie verkörpert diese leidenschaftliche, emanzipierte, freiheitsliebende Frau mit so viel Selbstverständlichkeit, Grazie und Ausstrahlung, dass Isabellas Lebensgeschichte in jedem Moment glaubwürdig ist. Die Lieder von Bianca Maley am Klavier liefern den passenden, stimmungsvollen Soundtrack, wenn Isabella mit Hilfe der Menschen, die in ihrem Leben eine wichtige Rolle gespielt haben, Rückschau hält.

Birgit Schmalmack vom 11.8.09

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