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Dolores

Dolores
Kein Gänschen mehr

Dolores (Nina Petri) ist mittlerweile eine gestandene und gereifte Frau. Kein dummes Gänschen mehr wie vor dreißig Jahren, als sie ihrem späteren Mann Joe begegnete und seinen Liebesbekundungen blind glaubte. Heute wagt sie dem mittlerweile in den Ruhestand getretenen Polizisten die Wahrheit über den Tod ihres Mannes zu erzählen. Doch der ist eigentlich eher an dem Tod ihrer Chefin interessiert, deren Millionenerbin Dolores nun geworden ist. An deren Tod trägt sie zwar keinerlei Schuld, will aber dennoch die Chance nutzen um eine Lebensbeichte ablegen.
Schon in der Nacht nach ihrer Hochzeit ahnte sie, wovon ihr weiteres Leben bestimmt sein würde: von Joes Eifersucht, Trinkerei und Aggressivität. Als er sie nach vielen Jahren der Schläge mit einem Holzscheit ernsthaft verletzt, beginnt aus dem Gänschen eine starke Frau zu werden, die ab jetzt ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt. Sie zeigt ihrem Mann nicht nur, was eine Harke sondern was ein Beil ist. Joe lässt von seiner Frau ab und widmet sich stattdessen intensiver seiner 14-jährigen Tochter Celina. Nachdem Dolores davon erfährt, ist ihre Geduld zu Ende. Sie schreitet zu Taten.
Nina Petri verkörpert Dolores mit burschikosen Bewegungen, herbem Mutterwitz und durchsetzungsfähigen Elan, was man der schlanken Frau gar nicht zutrauen würde. Sie ist das Herzstück der Inszenierung des Romans von Stephan King unbter der Regie von Peter Lüder. In dem abstrakten Bühnenbild von Christopher Melching, das Versatzstücke einer schlichten Einrichtung auf eine Deichwiese unter den dunkel nebelverhangenen Himmel Nordenglands setzt, spielt sie mit ihren starken Mitstreitern ihr Leben nach. Eine emotionsgeladene Geschichte, die das Publikum im Altonaer Theater mitriss.
Birgit Schmalmack vom 5.3.07

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