Die Jüdin von Toledo
Die Jüdin von Toledo
Einfache Botschaften
Kimmig lässt vor Alpenpanorama spielen statt vor spanischen Stadtmauern. Peter Jordan (König Alfonso) philosophiert so zunächst vor sich im Wind wiegenden Alpenblumen über den Begriff der Heimat. In Politikermanier lässt er sich über die Werte der Tradition aus.
Dann wird ein Gerichtssaal sichtbar. Ein Todesurteil wird gesprochen: Die Jüdin ist das Übel und muss sterben. Gleich an den Beginn hat Regisseur Stephan Kimmig die Endszene des Dramas „Die Jüdin von Toledo“ gestellt. Erst dann rollt er den Fall von hinten auf. Sein Ende wäre auch ohne diesen Vorgriff vorsehbar gewesen. Die Geschichte ist schnell erzählt.
Eine schöne junge Jüdin wirft sich dem spanischen König vor die Füße. Er nimmt die Schöne und ihre Familie zum Schutz vor der Verfolgung durch die Volksmeute in seinem Palast auf. Die Reize der jungen Frau bleiben nicht ohne Wirkung: Er lässt sich auf ein Abenteuer ein. Der Hof samt königlicher Ehefrau beschließt daraufhin die Eliminierung der Jüdin, um den ungestörten Status Quo wieder her zu stellen.
Gerade Hamburger Theatergänger können sich ein Urteil erlauben: Das war nicht eine der stärksten Arbeiten des Regisseurs Stephan Kimmig. Sein psychologischer Scharfsinn war wohl zu wenig herausgefordert von Grillparzers Stück. Die Flucht nach vorne erschien ihm da am schlüssigsten: Somit klärt er gleich zu Beginn den Ausgang und die Botschaft. Um sie zu verstehen, braucht niemand sich der Mühe zu unterziehen das umfangreiche Programmheft zu lesen: Es geht um die Ausgrenzung des Fremden in uns, um sich des Eigenen zu vergewissern. Der Applaus des Festivalpublikums war ihm und den versierten Schauspielern dennoch gewiss, allein schon in Gedanken an die guten, alten Zeiten.
Birgit Schmalmack vom 31.1.11
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