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Der Stur1

Der Sturm-Theater n.n.
Unbeschwertes Sommervergnügen
Shakespeare könne man nur auf immer neue Art verfehlen – für seine Fassung von „Der Sturm“ zitiert das Theater N.N. den ironischen Kommentar von Harald Bloom in seinem Programmheft. Doch für die Inszenierung unter freiem Himmel mit Blick auf die Elbe darf man dieses Risiko getrost eingehen. Denn Shakespeares Sturm passt perfekt in den Römischen Garten. Wenn die großen Bäume rauschen, ein Lüftchen in die ausgebreitete Plastikhaut fährt und der Luftgeist Ariel (Heiko Büter) seine tänzerischen Kapriolen schlägt, glaubt man sich mitten im Sturm, der Neapels Elite auf Prosperos Insel treibt. Dieser schlägt die nun mögliche Rache aus, die er für seine Entmachtung und Verbannung vor zwölf Jahren nehmen könnte. Er setzt stattdessen auf Versöhnung und arrangiert die Verheiratung seiner süßen Tochter Miranda (Anna Baranek) mit dem Königssohn Ferdinand (Gero Mertens).
Bei Regisseur Dieter Seidel wird Prospero von einer Frau dargestellt. Das liefert neue Perspektiven. Erstens macht Minni Oehl ihre Sache wunderbar und zweitens ergibt diese Konstellation neue Möglichkeit zur Auslotung der erotischen Komponente zwischen Ariel und Prospero. Seidel hat eine kluge Strichfassung vorgelegt, die neben der Haupthandlung um Prospero, seine Tochter und Neapels Hofstaat auch einige Episoden mit den Spaßvögeln Trinculo und Stephano einbezieht. Letztere sorgen für die lockere heitere Grundstimmung. Man merkt Rolf Bach und Ingo Braun ihren Spaß beim Spielen an.
Der Musiker Rigulf Nemitz unterlegt die „klangvolle Komödie“ durch seinen vielfältigen Einsatz von Dudelsack, Schlagwerk, Didgeridoo und weiteren Instrumenten mit einem stimmungsvollen Soundtrack.
Besonders bei schönem Wetter erweist sich der Anstieg mit Picknickköfferchen auf den Elbhang als äußerst lohnenswert, um eine stimmige Interpretation des altbekannten Shakesspeare-Stoffes auf angenehmste Art erleben zu können.
Birgit Schmalmack vom 23.8.09

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