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Deer House

Deer House
Love-Monument
Die Zeit der Geschichten ist vorbei. Tote im Krieg haben keine Geschichten mehr zu erzählen. Sie erhöhen nur die Zahl der Todesopfer. So sagt Benoit, nachdem er im Kosovo-Krieg bereits als Kriegsfotograf ermordet worden ist, einmal.
Doch davon lässt sich die NeedCompany, die Theatergruppe für Spezialaufträge beim Erzählen verworrener Geschichten, natürlich nicht abhalten. Mit viel Herz, Humor und Fantasie macht sie sich an das Unmögliche. Doch zuerst scheinen selbst ihnen der nötige Ernst und die Mut zu fehlen. Immer wieder schweifen sie ab. Streuen Verkleidungen, Kopulationen, Witze, Anekdoten ein, als die Tänzerin von ihrem ganz persönlichen Kriegsdrama ihres Bruders Benoit erzählen will. Doch immer wieder sie wieder unterbrochen. Einzig Viviane de Muynck, die inmitten des verwirrenden Bühnenbildes thront, hört ihr zunächst zu. Doch dann übernimmt das aus dem Kosovo mitgebrachte Tagebuch des Bruders Regie. Anhand der Beschreibungen seiner Bilder wird seine Spur aufgenommen und führt ins „Deer House“. Hier im Hirschhaus lebt ein Familienclan zurückgezogen von der Welt und züchtet Hirsche in einem alten Bahnhofsgebäude. Dass Benoit, der eine Tochter des Hauses erschoss um deren Kind zu retten, mit einem Geständnis seiner Tat hier Verzeihung sucht, bleibt nicht ohne Folgen. Die Familie scheint erleichtert, einen äußeren Schuldigen für ihre familiären Probleme ausmachen zu können und übt Rache an ihm.
Dennoch schafft es die Needcompany auch diese Geschichte nicht nur zu einer des Todes sondern auch des Lebens werden zu lassen. Sie bauen ein „Love-Monument“ aus vielen Schaumstoffhirschen, Haarkostümen, wunderschön federleichten Tanzchoreographien. Mit diesen tollen, so vielseitig begabten Künstlern wird auch dieser Abend zu einem Erlebnis, das vom Publikum begeistert gefeiert wurde.
Birgit Schmalmack vom

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