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Das Jahr des magischen Denkens

Das Jahr des magischen Denkens
Es wird Ihnen passieren
Eine erfolgsverwöhnte Karriereschriftstellerin, die mit einem ebenfalls erfolgreichen Autor verheiratet ist, erlebt, wie das Leben sich von einem Moment auf den anderen verändern kann. Mit Prada-Tasche, Tiffany Armreif und Corvette fühlte sie sich auf der sicheren Seite des Lebens. Bis zu dem einen Tag, der alles wertlos macht. Wie eine große Welle riss sie der Strudel des Lebens in die Tiefe. Erst nach einem Jahr wagt sie wieder aufzutauchen und sich der Realität zu stellen. In diesem Jahr verbrachte sie in einem Zustand des magischen Denkens. Sie dachte in Wenn- Dann- Beziehungen. Wenn ich seine Schuhe nicht wegwerfe, kommt er zurück. Wenn ich das Spiel der Beerdigungszeremonien durchstehe, bekomme ich ihn wieder. Wenn ich der Autopsie zustimme, werden sie feststellen, dass er gar nicht tot ist. Als ihre Tochter, die schon zuvor auf der Intensivstation lag, nach einer Erholung erneut in einen lebensgefährlichen Zustand kommt, kommt eine weitere Bedingung hinzu: Wenn du sie retten kannst, steht auch der Vater wieder auf. Doch ihr eiserner Wille gibt ihr dieses Mal keine Gewähr für einen Erfolg. Hier helfen Ehrgeiz, Strebsamkeit und Durchsetzungsvermögen nicht. Am Ende des Jahres magischen Denkens muss sie der Tatsache ins Auge blicken, dass sie der Fluss, der die Lebenden von den Toten trennt, endgültig von ihren Lieben scheidet.
Einst hatte das Ehepaar ein Haus an der Küste von Malibu. Dort gab es eine Höhle, in die man sich von einer Welle hineintragen lassen konnte. Aber nur, wenn man ein Gespür dafür entwickelte, wann der richtige Zeitpunkt zum Absprung gekommen war. Dieses Gespür für die Veränderungen in ihrem Leben, denen sie sich nicht entgegenstellen sondern nur akzeptieren kann, hofft sie noch auch in ihrem Alltag finden zu können.
Daniela Ziegler ist eine perfekte Besetzung für die elegante, selbstbewusste und eloquente Dame der Upper Class in New York. Regisseur hat ganz auf ihre Bühnenpräsenz vertraut und sie auf einer schwarzen Bühne vor der Projektion einer riesigen Welle spielen lassen. Wer sich auf den philosophischen, manchmal belehrenden Ton ihrer Erzählungen einlassen mochte, erlebte einen gehaltvollen, anregenden Theaterabend jenseits von Dramatik und Aktion.
Birgit Schmalmack vom 28.1.08

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