Alter ford escort dunkelblau
Alter ford escort dunkelblau
Auf nach Legoland
Ausbruch zwecklos
AC-DC, wofür steht das eigentlich? Gleichstrom, Wechselstrom, wie Paul (Claudius Franz) vermutet? Schorse (Norman Hacker) kann es nicht fassen. Seinem über zwanzig Jahr jüngerer Zeitabeitskollege sagt seine Kultband nichts. Ihm dagegen bedeuten die fünf Altrocker alles, was ihm noch von seiner hoffnungsvollen Jugendzeit geblieben ist. Damals war er ein Gitarrist, der die Frauen begeistern konnte, auch seine Ex Karin (Victoria Trauttmansdorff). Doch die schöneren Zeiten sind lange vorbei. Als Beruf gibt Schorses Sohn Philipp für seinen Vater schon lange „arbeitslos“ an. So hat ihn auch Karin vor die Tür gesetzt. Der Dritte im Bunde der drei Getränkekistenschlepper ist Boxer (Jörg Koslowsky), ein durchtrainierter Mittezwanzigjähriger, der als 14-jähriger miterleben musste, wie seine Mutter vom Balkon sprang. Seine schönste Erinnerung ist eine Fahrt mit ihr nach Legoland, nachdem die Mauer fiel. Denn alle drei leben im Südostharz, in der ehemaligen DDR. Ein Landstrich, der nach dem Ende des Braunkohleabbaus in der Hoffnungslosigkeit versunken ist.
Eines Tages, am Geburtstag von Klein-Philipp, beschließen die drei mit dem Lütten eine Spritzfahrt mit Schorses alten dunkelblauen Ford Escort nach Legoland zu machen. Doch der Wagen verreckt schon nach wenigen Kilometern und der Trip endet als weiteres Zeichen der Unmöglichkeit aus dem öden Leben auszubrechen. „Wir schaffen das schon!“ beteuert Schorse zwar immer wieder, aber weiß doch ganz genau, dass jedes Hoffen auf Besserung vergebens ist.
In einer nassen, öden Schlammwüste auf schwarzer Teerpappe, die mittels vier Wagenreifen frisch mit Dreck bespritzt werden kann, inszeniert David Bösch eindrucksvoll die unwirtliche Umgebung dieser Männer. Auf dem Bühnenhintergrund bebildern comichafte Zeichnungen das Road-Movie. Das Spiel der drei Männer mit Ex-Frau geht unter die Haut. Wohl kaum jemand kann sich ihrer Schilderung des Scheiterns entziehen. Die verschiedenen Generationen machen deutlich: Der Weg ist vorgezeichnet. Ein Entrinnen wird es nicht geben. Wie der Vater, so die jüngeren Kollegen, so der Sohn.
Birgit Schmalmack vom 28.1.08
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