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Can do can dance

Can do can dance
Ihm geht es nicht um Sozialarbeit. Ihm geht es um Kunst. Das sagt Royston Maldoom, bevor seine jüngste Arbeit „Can do can dance“ Premiere auf Kampnagel hat. Und was die Zuschauer zu sehen bekommen, ist Kunst. Denn Maldoom versteht die Kunst, Menschen, die bisher nie getanzt haben, zu Tänzern zu machen. Er ersinnt für sie Choreographien, die sie genau so viel fordern, wie sie zu leisten im Stande sind.
Für diese Arbeit suchte er sich seine Mitstreiter unter behinderten Menschen, jungen Männern ohne Schulabschluss und arbeitslosen Frauen. Der Abend besteht aus mehreren Teilen. Sie behandeln alle das Thema Freundschaft, Verlust und Trauer. Eindrucksvoll wie er aus kleinen Gesten große Bilder entstehen lässt. Wenn die Tänzer sich in einer Reihe aufstellen, der erste sich vorbeugt und sich die anderen einer nach dem anderen auf seinen Oberkörper lehnt, entsteht mit wenig Aufwand ein bewegendes Symbol der Gemeinschaft. Immer wieder gibt es diese kleinen Verschnaufpausen, die sich die Menschen gegenseitig geben bei den immer währenden Anstrengungen, die das Leben für sie bereithält. Immer wieder gibt es jemanden der dem anderen aufhilft, begleitet oder auffängt.
Besonders eindrucksvoll zeigt sich dieser Gedanke im dem traurigsten Teil des Abends: Die Gruppe der jungen Männer tritt in olivgrüner Armeehose und grünem T-Shirt auf. Anspruchsvolle Sprung- und Hebefiguren kennzeichnen ihren Part. Ihr Körperbewusstsein, ihre Kraft und Stärke wird in ihrem Tanzstil deutlich. Zweimal recken sie ihren Arm wie zum Schuss in die Luft und blicken kurz in dem Himmel. Beim letzten Mal fällt einer von ihnen getroffen zu Boden. Ein roter Lichtkegel taucht seinen Körper in blutrote Farbe.
Doch diese Geschichte über einen endgültigen Verlust ist nicht die letzte, die Maldoom erzählt. Alle übrigen Tänzer kommen im Schlussbild hinzu, stellen sich zu den Männern, die um ihren Kameraden trauern, umarmen sie und begleiten sie auf einem weiteren Stückchen Lebensweg.

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