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Affäre in der Rue

Eröffnung mit amüsantem Tryout

Nacht durchzecht. Mann abgeschleppt. Filmriss. Nach dem Klassentreffen der Labadenser erwacht Lenglumé mit angezogener Hose und riesigem Durst neben einem anderen Mann. Die Erinnerung an das Ende des letzen Abends fehlt völlig. Die Kleidung ist dreckig, der Regenschirm mit dem Affenkopf ist verschwunden und die Taschen sind mit Obstkernen und Kohlenstaub gefüllt.
Ein Zeitungsartikel scheint die schreckliche Erklärung zu liefern: Heute morgen wurde in der Rue de Lourcine der grauenhaft verstümmelte Leichnam einer jungen Kohlenträgerin aufgefunden.

Mitwirkende

Mit: Isabell Giebeler Claudius Franz (Diener), Sebastian Moske (Cousin), Matthieu Svetchine (Mann), NN
Regie: Felix Rothenhäusler Musik:,

Auf dem hellbeigen Teppichgeviert laufen die Mitwirkenden ein. Ohne jedes Requisit spult sich die Handlung ab. Nach durchzechter Nacht wacht Lenglumé mit angezogener Hose und riesigem Durst neben einem anderen Mann. Wie er vom Klassentreffen der Labadenser in sein Bett gekommen ist und wer der Mann in seinen Kissen ist, spuckt sein Erinnerungsvermögen nicht aus. Auch die kohlenverstaubten Hände sind erklärungsbedürftig. Ein Zeitungsartikel scheint alle Fragen zu beantworten: Letzte Nacht wurde eine Kohlenhändlerin von zwei Unbekannten ermordet.

Mehrstimmige Chormusik unterstreicht die einfachen Botschaften des Textes auf ironische Art. Immer wieder tauchen die beiden Männer ihre schwarzen Hände in einen Wassereimer und intonieren dazu: „Ich wasche mir die Hände rein.“ Und das Gewissen? Das sei schwieriger, erkennen beide messerscharf, denn das läge innen.
Der Musiker Matthias Krieg untermalt mit zarten Gitarrentönen das Geschehen durchgehend und gibt den Klanguntergrund für die Darstellungs- und Sangeskünste der Schauspieler.

Regisseur Felix Rothenhäusler setzt die Komödie von Eugine Labiche in einen leeren Raum. Mit nichts als der Sprache und der Bewegung lässt er das Boulevardstück abspulen. Das funktioniert dank der guten Besetzung der Rollen Isabell Giebeler, Claudius Franz, Sebastian Moske, Matthieu Svetchine) sehr gut. Das Premierenpublikum amüsierte sich prächtig und bejubelte die Eröffnung des Finales im Malersaal.

Birgit Schmalmack vom 24.7.09

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