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60 minutes oppurtunism

60 minutes oppurtunism
I want to take the opportunity to tell you that, so beginnt die aufgezeichnete Stimme immer wieder. Irvina Müller nimmt derweil vier Standpunkte während der 60 Minuten ihrer Performance auf der leeren Bühne ein. Sie hat sich bereit erklärte ein Objekt der Repräsentation zu werden für diese Performance. Sie, die seit 2002 nicht mehr selbst auf einer Bühne gestanden hat, setzt sich den Blicken der Zuschauer aus. Sie wird zum Image, zum Objekt der Erwartung. Doch diesen Zustand nutzt sie zu intelligenten Betrachtungen über Darstellung, Selbstdarstellung, Seherwartungen, Sensationslust aus. Sie steht mit ihrem Rucksack auf der Bühne während sie sich selbst beobachtet.
Nachdem sie fast eine halbe Stunde auf einem Fleck gestanden hat, kündigt sie einen Tanz an. Sie bittet um die Mithilfe der Zuschauer: Während die Musik läuft, solle sich bitte jeder seinen Tanz dazu imaginieren. Irvina nutzt die Zeit des Agadios von Bach zu einer eigenen Fantasiereise: Sie stellt sich, was sich die Zuschauer vorstellen. Ihre Stimme wird hinterher davon berichten.
Um der Midshowcrisis zuvor zu kommen greift die Solokünstlerin zu einem radikalten Mittel: Sie macht sich unsichtbar. Zuerst unter einem schwarzen Tuch, das an einen Tschador erinnert. Dann in der Menge von lauter ebenso verhüllten „realen Menschen“. Der Effekt ist verblüffend: Irina hat sich der Aufmerksamkiet entzogen.
Tolle intellegente spannendne Performance, die Sichtweisen klug hinterfragte.

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