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Zur Kritik von |
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Tee im Harem, Deutsches Theater |
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Die personifizierte Hilflosigkeit
Es geht um gutmenschelnde Bemühtheit, um vermeintliche Toleranz, die sich gerne abschottet und um Hilflosigkeit angesichts politischer Fragen, die die Gesellschaft herausfordern. Christoph Franken ist als personifizierter Stellvertreter der weißen Mehrheitsgesellschaft eingesetzt, die sich dem Flüchtlingsthema widmen soll und nur bemühte, wohlmeinende Ratlosigkeit parat hat. Gleichzeitig ist er Moderator, Entertainer, Erzähler und Schauspieler. Er ist der Tausendsassa in Nuran David Calis Inszenierung des Romans von Mehdi Charef „Tee im Harem des Archimedes“. Dieser hat den Text als Anregungspotential für seine Flüchtlingsrevue genommen. Ein paar Szenen aus dem Leben der algerischstämmigen Franzosen Mahid und Tap in ihrer trostlosen Pariser Banlieu werden auf der Bühne nachgespielt. Ansonsten soll aber auch von den Geschichten der beiden Flüchtlinge, Ibrahima Baldé aus Guinea und Marof Yaghoubi. aus Afghanistan, berichtet werden. Die dritte gecastete Nichtprofi-Darstellerin mit MHG, Süheyla Ünlü hat leider doch keine zu bieten, denn sie wurde schon in Deutschland geboren. Dafür aber überraschender Weise Christoph Franken: „Mein Vater kam aus der Türkei nach Deutschland…“ Wenig später fällt ihm ein: „Meine Kindheit in den Achtzigern als Deutscher…“ Denn das Spiel mit den Identitäten ist hier Programm. Wer hier wessen Geschichte wahrheitsgemäß erzählt, bleibt gewollt verwirrend. So schlüpfen Ibrahima, Marof und Süheyla in die Rollen des Romans und spielen auf der tristen Betonbühne mit den verschiedenen Stockwerken die ausweglosen Episoden um das Versagen in der Schule, das Durchschlagen mit Prostitution und Diebstählen und dem Abhauen ans Meer. Das geht Schlag auf Schlag und schert sich wenig um die inhaltlichen Brüche zwischen den Immigranten- und den Flüchtlingsschicksalen. „Bloß nicht allzu ernst werden,“ scheinen sich die Macher gedacht zu haben, schließlich ist das Thema schon deprimierend genug. Die Momente, in denen die Revue ins Stocken gerät, sind sowieso die besten. Für Ibrahima und Marof gibt es auch zur letzten Vorstellung 2015 immer noch keine Lösung. So entgegnen sie, während Christoph Franken sich unter Aktivisten-Campzelt müht, gute Stimmung zu machen und die Parole ausgibt „Wir kämpfen weiter!“ , nur trocken: „Kein’ Bock mehr.“ Alleine bleiben sie auf der Bühne sitzen, immer noch von der deutschen Bürokratie zum Warten verdammt, während die anderen zum Abschminken unter die Dusche gehen können. Das Stilmittel der bewussten Hilflosigkeit des deutschen Stellvertreters wurde etwas überstrapaziert. Die vermeintlichen Laien besitzen alle eine Bühnensicherheit, die jede überbehütende Rücksichtnahme überflüssig macht. Etwas mehr Zutrauen zu einem Spiel auf Augenhöhe der Profis und Nichtprofis, das Calis in Produktionen wie z.B. „Die Lücke“ ausgezeichnet moderieren konnte, hätte auch diesem Stück gut getan. Birgit Schmalmack vom 14.4.15
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Druckbare Version
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Parts, Ballhaus Naunynstraße Hans im Glück, Berliner Ensemble
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