Zur Kritik von
Berliner Zeitung |
Ein Sommernachtstraum
Die Liebeverwirrungen der Sterblichen
Helena (Rebekka Köbernick) liebt Demetrius (Torsten Schnier). Der wiederum ist in Hermia (Ina Gercke) verschossen, die den Lysander (Vlad Chiriac) liebt. Mit ihm brennt sie durch, weil ihr Vater sie unbedingt mit Demetrius verheiraten will. Sie landen im Zauberwald von Oberon und Titania und die Liebesverwirrungen nehmen noch weiter zu. Denn Puck (Carsta Zimmermann) hat seine Hand mit im Spiel. Aus seinem Zauberköfferchen hat er zwei Leuchten gezogen, mit deren Hilfe er nach Bedarf durch LED-Hypnose Liebes-Gefühle erzeugen kann – leider oft die unpassenden. Da muss erst Oberon ein Machtwort sprechen, bis alles wieder seine Ordnung hat und das Happy-End kommen kann.
Im diesem Zauberwald im Hexenkessel ist einiges los: Titania (Kristin Becker) und ihre Elfen schweben als Tuchakrobaten aus dem Nachthimmel. Ihre zarten, schillernden, leuchtenden Kostüme (Isa Mehnert) sind ein Hingucker. Oberon (Roger Jahnke) ist ein Außerirdischer, die einem Science-Fiction-Film entstiegen sein könnte. Bei seinem Erscheinen lässt er jedes Mal einen Theaterdonner ertönen. Ihr Zauberwald kommt ohne Pflanzen aus. Wie mit einem Fallschirm landet man direkt in einer anderen Welt, denn seine grüne Fallschirmseide kann Wellen schlagen, mysteriöse Erscheinungen aus seinem Boden wachsen lassen und für plötzliche Auf- und Abtritte genutzt werden. Die Schauspieler wechseln sekundenschnell zwischen den Rollen und treffen virtuos jeden Ton – ob nun im Berliner Szene-Sprech oder beim Shakespeare-Text. Mit ganzem Körpereinsatz werfen sie sich voller Lust in das Spiel mit dem Text. Mit Leichtigkeit ködern sie ihr Publikum, das ihnen zweieinhalb Stunden fasziniert folgt.
Das ist der Hexenkessel at ist best. Regisseur Jan Zimmermann kann in dem Klassiker „Ein Sommernachtstraum“ seine überbordende Fantasie voll auskosten und bestes Volkstheater kreieren. Klamauk gibt es hier nur schön kostümiert und schillernd ausgeleuchtet. Diese Unterhaltung ist zwar gerne derbe, aber nie blöd. Sie spielt ebenso so gerne mit der Sprache wie der Autor dieses Stücks selbst. Shakespeare wäre zufrieden. Dafür füllen die Zuschauer zu recht in den Sommernächten immer wieder das Holztheater im Monbijoupark bis in die letzten Reihen.
Birgit Schmalmack vom 5.8.14