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Zur Kritik von |
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Entführung aus dem Serail |
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Nicht käuflich In eine Schwimmhalle gehen, um eine Oper zu erleben – das ist zurzeit in Berlin-Steglitz möglich. Regisseur Stefan Neugebauer verlegt die Mozart-Oper „Entführung aus dem Serail“ in das stillgelegte Jugendstil-Stadtbad. Nach einem Seeräuberüberfall werden die Spanier Konstanze, Blonde und Pedrilio zu Gefangenen von Bassa Selim, der sie auf einem Sklavenmarkt kaufte. Erst die Ankunft von Konstanzes Verlobten Belmonte lässt die Drei auf Befreiung hoffen. Doch es gilt den missgünstigen Wärter Osmin auszutricksen. Die Frauen treten selbstbewusst auf. Sie wollen sich nicht zu Befehlsempfängerinnen der Männer degradieren lassen. Doch zu ihrer Rettung sind sie doch auf ihre Dienste angewiesen. Neugebauer braucht kein Bühnenbild, er nutzt die Gegebenheiten des Bades geschickt aus: Selim residiert in seiner „Wellnessoase“ auf der oberen Galerie. Umkleidekabinen werden zu Gefängniszellen, die Absperrungen zum verschlossenen Einlasstor und das leere Becken zum Abgrund, über den die Flucht gelingen soll. Die verschiedenen Galerien eignen sich hervorragend für die zahlreichen Auf- und Abtritte der Akteure, bis die Rettung nach fast drei Stunden geglückt ist. Das Opernorchester ist auf acht Musiker geschrumpft, die unter der Leitung von Helmut Wiese agieren. Die gute Akustik in der Schwimmhalle müssen nicht nur sie berücksichtigen; auch für die Sänger bedeutet dies eine zusätzliche Herausforderung. Während die Männerstimmen von dem großen Klang profitieren, haben die Frauen bei den hohen Stellen manchmal mit dem Hall zu kämpfen. Die Sprechrolle des Bassa wird vom erfahrenen Friedhelm Ptok gespielt. Er ist eine Idealbesetzung für den weisen, gütigen Herrscher und wird zum Fixstern dieser Aufführung, um den die anderen kreisen. Der großäugige Glatzkopf Hansjörg Schnaß lotet eher die komischen als die furchterregenden Momente seines Osmin aus. So hat Blonde (Sarah Papadopoulou) leichtes Spiel, ihm gegenüber ihre feministische Seite durchzusetzen. Norina Kutz ist eine würdevolle Konstanze, der man abnimmt, dass sie alle Liebebezeugungen und Ehrerbietungen von Bassa Selims auch unter Androhung des Todes standfest ablehnen wird. Belmonte (Thomas Hartkopf) wirkt in seinem weißen Anzug wie ein zunächst orientierungsloser Fremder, der in die Welt des Serails eindringt. Laurent Martin als Pedrilio nimmt mit seiner energetischen Spielweise und warmen Stimme nicht nur Blonde für sich ein. Im dritten Akt wird es spannend. Nach einem Richtungswechsel des Zuschauerrangs gelingen interessante Bilder. Mit einer Taschenlampe sucht ein Wächter die gesamte Schwimmhalle ab. Nicht nur alle Umkleidekabinen durchleuchtet er sondern auch das Becken. Er findet Pedrilio nicht, obwohl dieser sich derweil direkt unter ihm auf den unteren Beckenvorsprung entlang hangelt. Mehr solcher Ideen, die die Besonderheit des wunderschönen Ortes ausnutzen, hätten den Abend noch spannungsreicher gemacht. Doch Neugebauer ist sehr behutsam, fast ehrfürchtig mit der Mozartoper umgegangen. Zum Schluss steht Bassa Selim ganz allein in der zentralen Nische seines Serails. Sehnsüchtig guckt er zur seitlichen Galerie: Dort stehen alle Geretteten in ihrer großen Freude dicht beieinander. Selim darf sich zwar seiner Großzügigkeit und Menschlichkeit rühmen, doch er bezahlt mit der Einsamkeit. Birgit Schmalmack vom 26.7.12
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Entführung aus dem Serail im Stadtbad Steglitz, Foto by Bert Löwenherz
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Spuk unterm Riesenrad Utopia
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