hamburgtheater

...............Kritiken für Hamburg seit 2000

Wir alle für immer zusammen

Wir alle für immer zusammen
Manchmal ist das Leben ein Brechmittel
...und manchmal ein Gedicht! Polleke ist elf und hat einiges zu wuppen: Ihre Mutter ist verliebt in ihren Lehrer. Ihr Vater dealt, ist erwischt worden und in den Knast gekommen. Ihr Freund Mimum ist Marokkaner und darf sich nicht mehr mit ihr treffen, da er bereits einem marokkanischem Mädchen versprochen ist. Erholen kann sie sich bei ihren Großeltern, die auf einem Bauernhof leben. Dort wird sie fast zum Hindu: Die Kuh Grete ist so groß und warm, dass Polleke sie sich tatsächlich als einen Gott vorstellen könnte. Das Beten, das ihr ihre Oma und Opa für schwierige Lebenslagen empfehlen, fällt ihr dagegen schwer. Nur beim Einmaleins-Üben hat es ihr bisher richtig geholfen.
In der fantasievollen Bühne von, machen sich die Schreibmaschinen selbstständig, blöken die Kühe, fallen Briefe vom Himmel, klingeln Telefone in den Nischen, marschieren Zettel wie von Zauberhand quer durch den Klassenraum, spielt Sven im Unterricht Gitarre oder zieht der Lehrer die grüne Tafel aus der Kulisse. Diese besteht aus Tausenden von Zetteln, die an den Seitenwänden festgeklebt sind. Das passt hervorragend, da Polleke ein festes Berufsziel vor Augen hat: Sie will Dichterin werden. Für schöne Worte kann sie sich begeistern.
Alisa Levin ist eine wunderbare Elfjährige, obwohl sie schon um einiges älter ist. Sie bewohnt die Kreise, die Rampen und Mauern der Bühne wie ein kleines Kind, das sich mit großer Selbstverständlichkeit seine Welt erobert. Sie beschreibt ihre Lebensversuche mit lakonischem Humor. Die drei weiteren Darsteller schlüpfen in alle übrigen Rollen. Mit wenigen Handgriffen werden die Kostüme verändert und schon wird aus der pfeiferauchenden Oma die bebrillte Mutter oder, wenn das Kleidchen auf Minilänge über die Brust gezogen ist, zur Freundin Carla. Dieses Stück bezaubert nicht nur die anwesenden Kinder sondern ebenso die Erwachsenen.

hamburgtheater - Kritiken für Hamburg seit 2000