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Was ihr wollt-thalia

Was ihr wollt
Wer bin ich?
Verzweifelt springt Mirko Kreibich als Zwilling Viola und Sebastian zwischen Graf Orsino (Alexander Simon) und Olivia (Bibiana Beglau) hin und her und schwört beiden ewige Liebe. Das Spukgespenst der Liebe hat ebenso für Verwirrung gesorgt wie die Suche nach der eigenen (Geschlechter-)Identität.
Die Erfüllung der Liebes-Sehnsüchte erscheint in dem surrealen Paradiesgarten von Stéphane Laimé völlig absurd. Wie Schreckgespenster ihrer selbst hocken die Althippies in dem Urwald-Plastik-Parorama von Illyrien. Alles ist nur Show: Die Umgebung mit der praktisch in die scheinbare Natur eingebauten, umlaufenden Sitzbank wie die Figuren, die ihr Spiel fortwährend kommentieren.
So verkünden die beiden tumben Dauer-Spaßvögel Rülp (Bruno Cathomas) und ....(Jörg Pohl), als sie mit dem roten Eimer über die Bühne stolpern, lautstark: „Das ist jetzt der Eimer-Slapstick.“
Der gestrenge Narr im akkuraten Anzug mit Seidenbluse, der auch im größten Chaos den Überblick behält, beendet Dialog-Szenen kurzerhand mit: „Ist gut jetzt!“ oder „Musik an!“ Dann greift der Musiker in die Tasten und lässt traurig-samtige Melodien ertönen, zu denen Orsino seiner unerwiderten Liebe zu Olivia Ausdruck verleiht oder der Narr gegen Bares eine abgründige Todeshymne haucht.
Jan Bosse treibt die Shakespeare-Komödie „Was ihr wollt“ zugleich auf die Klamaukspitze und stößt dennoch in traurigste Lebensabgründe vor. Ein Happy-End ist bei ihm ganz und gar unmöglich. Die Personen sind in dem engen Halbrund ihres Pseudo-Paradieses gefangen. Kein Entrinnen ist möglich, immer sind sie alle zugleich auf der Bühne eingesperrt.
Birgit Schmalmack vom 20.1.11



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