Vertiges II
Vertiges II
Tanzend am Abgrund
Oper einmal ganz anders, hatte Kampnagel versprochen. Für „Vertiges II“ ging dieses Motto voll auf. Regisseurin Christine Dormoy kombiniert in ihrer Arbeit verschiedene Ebenen, Darstellungsformen und Musikstile auf so faszinierende Weise, dass eine neue Art des Zugangs zur Oper ermöglicht wird. Bei ihr spielen sieben Clowns ebenso eine Rolle wie vier klassische Opernsänger und ein Opernorchester, das beide Gruppen begleitet.
Das Bühnenbild von Philippe Marioge schafft dafür einen idealen Raum. Wie ein riesengroßer Bilderrahmen steht ein weißes Tor auf der Bühne. Doch es rahmt nur ein schwarzes Loch. Die Clowns spielen direkt vor den Zuschauern. Die Sänger agieren auf Emporen, die seitlich aus dem Tor herausragen. Das Orchester ist hinter einem schwarzen Vorhang im dunklen Hintergrund nur erahnbar.
Alle drei Gruppen versuchen sich auf ihre Weise den Unergründlichkeiten des Lebens zu nähern. Sie stellen sich dem schwarzen Loch jenseits des noch Erklärbaren. Sie spielen mit ihm, klettern hinein, stürzen ab und tauchen verändert wieder auf. Erzählt der Text von Patrick Kermann auch von den Fragen, die Menschen zum Verzweifeln bringen könnten, setzen sie ihre volle pralle Lebensneugier dagegen. Und wer könnte diese Haltung besser verdeutlichen als Clowns? Mit einem weinenden und einem lachenden Auge tanzen, spielen und singen sie am Abgrund.
Auf eine höchst faszinierende Reise in das Unbekannte nahm die Gruppe Cie. Le Grain aus Frankreich die Hamburger Zuschauer mit.
Birgit Schmalmack vom 27.3.07
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